Kommentar obdachloser Säugling: Tot stellen hilft nicht
Statt den Kopf in den Sandzu stecken, muss der Hamburger SPD-Senat endlich etwas gegen die Wohnungsnot tun, damit nicht noch schlimmeres passiert.
A m Wochenende hat der Fall einer obdachlosen Familie mit einem vier Tage alten Säugling in Hamburg Betroffenheit und Bestürzung ausgelöst. Im „Hamburg Journal“ hatte der NDR aufgedeckt, dass die Obdachlosigkeit in der Stadt längst weitere Kreise zieht und inzwischen sogar diejenigen erreicht, die doch eigentlich einen Anspruch auf eine öffentliche Unterbringung haben.
Klar dahinter steckt das bekannte Problem: Es gibt in Hamburg nicht nur zu wenig Sozialwohnungen, auch an öffentlichen Unterbringungsplätzen mangelt es. Es liegt auf der Hand, dass wir es hier mit Versäumnissen von Behörden zu tun haben: Im konkreten Fall hätte der Bezirk gleich anders agieren und mindestens ein Hotelzimmer bereitstellen müssen, wie in es in solchen Fällen in Hamburg üblich ist.
Die allgemeinen Versäumnisse gehen auf die Kappe der Sozialbehörde und des ganzen SPD-Senats. Doch was machen die zuständigen Stellen? Sie stehlen sich mit billigen Tricks aus der Verantwortung, indem sie sich tot stellen und auf Presseanfragen einfach nicht reagieren.
So wie der zuständige Bezirk die Familie abwimmelte, die in ihrer Not nach der Entbindung eine Bleibe für das neugeborene Baby und die Mutter suchte, stellt die Sozialbehörde jetzt bei den Presseanfragen auf Durchzug, bis es nicht mehr anders geht. Diese Strategie ist ein Armutszeugnis für die Hamburger Sozialdemokraten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen