Umstrittene Unterstützung der NPD: Ein Piratenchef wütet
Die Unterstützung einer Wahlbeschwerde der NPD bringt dem Chef der Kieler Piratenfraktion viel Ärger ein – vom Bundesvorstand und der eigenen Fraktion.
KIEL taz | Die Kritik ist hart, direkt und persönlich. Klaus Peukert, Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei, hat den Chef der Piratenfraktion im schleswig-holsteinischen Landtag in einem Blogbeitrag implizit zum Rücktritt aufgefordert: „Patrick Breyer hat keine Haltung gezeigt. Politik ohne Haltung aber ist apolitische Technokratie, die nicht in Parlamente gehört.“
Hintergrund ist der Streit um den Kurs der Kieler Piratenfraktion in einem Wahlprüfungsverfahren: Ingo Stawitz, NPD-Funktionär, hatte darin bezweifelt, dass die Fünfprozenthürde im Einklang mit der Verfassung steht. Auch die Kritik an einer Kampagne der FDP-Bundestagsfraktion kurz vor der Wahl in Schleswig-Holstein nimmt er darin auf. Die Wahlanfechtung liegt nun beim Landesverfassungsgericht, und das hat alle Fraktionen im Landtag aufgefordert, Stellung zu nehmen. Die Piraten haben das getan – und dem Gericht mitgeteilt, dass sie die Rechtsposition des NPD-Manns in diesen zwei Punkten teilen.
Breyer ist ein Verfechter dieses Kurses. Er verteidigte ihn auch in einem Kommentar unter einem Beitrag im Landesblog: „Es gibt inhaltliche Schnittmengen zwischen der NPD und allen Parteien“, schreibt er. Ein Satz, der Peukert auf die Palme bringt. „Mit Verfassungsfeinden wie der NPD macht man keine gemeinsame Sache“, schreibt er. Dann folgt die implizite Rücktrittsforderung. Expliziter will er im Mail-Wechsel mit der taz nicht werden: „Ich wünsche mir, dass Breyer einsieht, wo der Fehler in seiner technokratisch-nüchternen Herangehensweise liegt und würde mich über eine klare Distanzierung freuen.“
Breyers Kommentar sorgt auch in seiner Fraktion für Ärger. Der Abgeordnete Wolfgang Dudda sagt: „Wir haben keine Schnittmengen mit der NPD.“ Der Begriff sei die „völlig falsche Ausdrucksweise“. Er kritisiert die gesamte Kommunikation in dem Fall: „Patrick Breyer ist es nicht gelungen, unsere Position auf nachvollziehbare Art zu vermitteln.“
Es ist nicht das erste Mal, das die Fraktion in diesem Fall Breyer bremst: Nachdem SPD-Fraktionschef Ralf Stegner in einer Pressemitteilung den Piraten vorgeworfen hatte, sich zum Steigbügelhalter für die NPD zu machen, wollte der Fraktionschef zurückschlagen.
Er schickte seinen Kollegen einen Entwurf für eine Gegen-Pressemitteilung: „Statt uns Piraten zu beschimpfen, sollte sich Herr Dr. Stegner besser fragen, wieso während seiner Amtszeit als Landesinnenminister mit Haftbefehl gesuchte NSU-Rechtsterroristen über Jahre hinweg unbehelligt auf Fehmarn Urlaub machen konnten“, heißt es darin unter anderem. Doch dafür gab es kein Okay von der Fraktion. Breyer will zu all dem nichts sagen: „Man kann das nicht über die Presse diskutieren.“ Wer mit ihm über den Vorgang reden möchte, könne ihn anrufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos