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Roma-Diskriminerung in Rumänien70 Euro für eine Sterilisation

Eine rechtsradikale Gruppe in Rumänien fordert Roma-Frauen auf, sich gegen Geld unfruchtbar machen zu lassen. Menschenrechtler protestieren.

Minderheit mit vielen Feinden: Romakinder in Baia Mare. Bild: reuters

BERLIN taz | In einer Presseerklärung (PDF) haben das Landesinstitut für das Studium des Holocaust in Rumänien „Elie Wiesel“, die Roma-Menschenrechtsorganisation „Romani Criss“ und das Zentrum für die Bekämpfung des Antisemitismus (MCA) einen Aufruf der Autonomen Nationalisten zur Sterilisation von Romafrauen verurteilt.

In dem Dokument wird auf die Gefahr des aufflammenden Rechtsextremismus hingewiesen und dessen Unvereinbarkeit mit einer demokratischen Rechtsordnung, der sich auch das EU-Land Rumänien verschrieben hat. „Die Sterilisation von Frauen, die einer bestimmten ethnischen Gruppe angehören ist ein schwerer Angriff auf die Mitglieder dieser Gruppe und auf die Gesellschaft als Ganzes“, heißt es in der Erklärung, die die rumänische Presse weitgehend ignorierte.

Auf der Nachrichtenseite des Fernsehsenders România TV (RTV), wo die Erklärung knapp wiedergegeben wurde, reagierten einige Leser mit Sprüchen, die zum Standardrepertoire rumänischer Rechtsextremisten gehören: „Nicht sterilisieren, sondern vergasen soll man sie“, schrieb ein Leser.

Die Stellungnahme der drei Organisationen ist eine erste Reaktion auf die Agitation einer seit rund fünf Jahren in Erscheinung getretenen Gruppierung, die sich selber als NAT88, was soviel heißt wie „Autonome Nationalisten aus Temeswar, Heil Hitler“, bezeichnet.

Reaktion auf ungarischen Politiker

Der Aufruf, in dem jeder Roma-Frau eine Belohnung von 300 Lei (rund 70 Euro) versprochen wird, wenn sie einen von einem Arzt beglaubigten Sterilisationsnachweis vorzeigt, ist eine indirekte Reaktion auf den publizistischen Vorstoß des ungarischen Politikers Zsolt Bayer. Er hatte Anfang dieser Woche in der Budapester Zeitung Magyar Hírlap die „Endlösung“ der „Zigeunerfrage“ gefordert.

Dies inspirierte auch die in der westrumänischen Stadt Timisoara (Temeswar), konspirativ agierenden Autonomen Nationalisten zu ihrem provozierenden „Sterilisierungsvorschlag“. Auch sie begründen ihre romafeindliche Haltung mit „gewalttätigen Angriffen der Zigeuner“ auf die Mehrheitsbevölkerung.

In Temeswar wurde die Anti-Roma-Stimmung in den letzten Jahren zusätzlich durch undurchsichtige Immobilienspekulationen angeheizt. Rechtsextremisten beschuldigen wohlhabende Roma, sich wertvolle Immobilien angeeignet und die rumänischen Mieter vertrieben zu haben.

Proteste gegen „Immobilienmafia“

Die für ihre antiziganistische Politik bekannte radikale Organisation Neue Rechte (Noua Dreapta) organisiert regelmäßig Proteste gegen die „Immobilienmafia“, wie es verbal verschleiert in ihren Aufrufen heißt. Die Autonomen Nationalisten unterstützen wohl diese Aktionen, plädieren jedoch für radikalere Lösungen der „Zigeunerfrage“, nicht zuletzt für gewaltsame Überfälle auf Roma.

In Rumänien leben laut offiziellen Angaben über 600.000 Roma. Nach inoffiziellen Schätzungen sind es mehr als 2 Millionen. Diskriminierungen der Roma sind an der Tagesordnung. Die „Autonomen Nationalisten Temeswar 88“ sind vor allem in Temeswar in Erscheinung getreten. Einige von ihnen haben auch in weiteren rumänischen Städten Anhänger gefunden.

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14 Kommentare

 / 
  • F
    Fodor

    @franz.biener - 100% einverstanden.

    Wieder so ein einseitiger Artikel. Der Verfasser des Artikels sollte sich mal infomieren und nicht so ein Unsinn schreiben. In Timisoara gibt es massive Probleme mit bestimmten Gruppen, der Verfasser sollte sich mal für eine Woche in Timisoara einquartieren und wenn er gesund wieder auftauchen sollte, den Artikel nochmals überarbeiten.

  • I
    Ioan

    Allein der Titel vom Herrn Totok ist sehr irreleitend und hält den Leser zu Beginn sofort auf geistiger Distanz zu Rumänien ,

    es passt aber zur deutlich erkennbaren Aversion Herrn Totoks gegenüber Rumänien und die stereotype Medienberichterstattung deutscher Medien gegenüber Rumänien.

    Ich zitiere einen weitaus qualitativeren Presseartikel der Frankfurter Rundschau.

    "Böse Bulgaren gute Roma" von Herrn NORBERT MAPPES-NIEDIEK, der die Situation der beiden Länder weniger populistisch und viel differenzierter betrachtet als Herr Totok.

    Es ist sehr Armseelig , wenn man kleine extremistische Gruppen, die es auch in Deutschland gibt, als repräsentativ für das ganze Land in den Mittelpunkt stellt, das ist nicht nur undifferenziert sondern entspricht schon der üblen Nachrede. Die NVU Morde in Deutschland repräsentieren nicht die Deutsche Gesellschaft, genau so wenig wie die Gruppe 88 aus Temesvar Rumänien repräsentiert.

    Im Bezug auf die "Ethnische Muster" in Herrn Totoks Bericht: Ich komme aus Temesvar und es entspricht der Realität, dass es unter den Roma kriminelle Verbindungen gibt, die durch ihre Profitgier das kulturelle Erbe der Stadt systematisch zerstören. Wenn sich Temesvarer Bürger dagegen wehren sind sie nicht rassistisch! Diese Interpretation entspricht der üblen Nachrede! Auch Herr NORBERT MAPPES-NIEDIEK beschreibt in seinem Artikel, dass sich einige reiche Roma unter dem Deckmantel der Diskriminierung so allerhand in Bulgarien leisten können. Infolge dessen trauen sich Politiker und Ordnungskräfte nicht, das Gesetz anzuwenden, ohne von westlichen Sensationsmedien als Rassistisch dargestellt zu werden.

    Nicht (nur)die Roma leiden unter Rassismus, sondern auch die Bürger Bulgariens und Rumäniens, die wegen sofortiger Pauschalisierung westlicher Medien als rassistisch dargestellt werden, das ist dementsprechend auch ein medialer Rassismus aus Deutschland!

    Was so einige Pseudorumänienexperten mit Absicht ignorieren ist, dass das Banat mit Temesvar zu den liberalsten und multiethnischsten Regionen Europas gehört. In Temesvar gab es 300 Jahre lang keine „Volksgruppe“, die eine eindeutige Mehrheit ausmachte. Serben, Bulgaren, Juden , Kroaten,Italiener, Deutsche, Ungarn, Roma, Slowaken und Rumänen prägten und prägen das Banat bis heute. Vielleicht hat Herr Totok was vom Spiritul Banatean gehört, bevor er schnelles Geld von diversen Sensationsblättern bekommt, die die Verdienste der Temesvarer Bürgern in den Dreck ziehen.

  • Z
    zensiert

    @Fragender:

     

     

    Es gibt keine Patentlösung als Antwort. Solange jemand aber niemanden in seinem Frieden stört darf absolut nichts gemacht werden. Was aber häufig passiert, ist, dass von einer oder einigen wenigen Personen die beispielsweise kriminell sind auf eine ganze Gruppe geschlossen und damit pauschalisiert wird. Natürlich darf jeder Mensch seine eigene Meinung haben, wenn diese Meinung allerdings so geäußert wird, dass sie gegen Menschen (oder ganze Nationen) hetzt, dann ist das nicht OK. Genausowenig ist es nicht OK, kriminell zu sein. Beides sollte aber im großen Zusammenhang betrachtet und den Menschen zugehört werden, denn häufig sind es Reaktionen auf ganz andere Dinge, die zur pauschalen Ablehnung von ganzen Nationen oder zu Kriminalität führen.

     

    Ich würde mir aber wünschen (ich weiss, es geht nicht komplett ohne), dass Pauschalisierungen jeglicher Art auf ein Minimum gehalten werden um Vorurteile zu verhindern/abzubauen. Bsp.: Wenn ich sage, "die deutschen" oder "die Roma", dann sind gleich tausende Menschen gemeint, die aber bloß aufgrund von oft subjektiven Zuschreibungen mal dieser mal jener Gruppe angehören. Bei der Nationalität ist es häufig nur ein Stück Papier, welches einen "identifiziert".

    Und so fühlen sich einige Menschen obwohl ihnen das von anderen zugeschrieben wird oder sie einen bestimmten Pass besitzen, aber garnicht als das, als das zu dem sie gemacht werden. Insofern ist man immer auf dem sicheren Weg, wenn jemanden selbst fragt, wie er/sie sich definiert, was er/sie ist, bevor man jemanden in eine Schublade steckt.

    Niemand kann nur vom gucken her wissen, was für einen Mensch er vor sich hat. Man kann bloß beschreiben, was man sieht. Danach zu urteilen ist dann schon subjektiv.

  • H
    Hans

    @franz.biener, @Georg, @susi, @Socke, @Pinr

    Das was Sie uns hier bieten ist ein Deckmantel des bürgerlichen Sarrazin-Not-in-my-backyard Gedankengutes, was eine schöne Piste in den Nationalsozialismus bietet. Wenn es soweit ist und sie wieder Roma in Lager stecken und vergasen, dann ist Ihnen und ihrer Ideologie zu bedanken.

     

    Nur weil eine ethnische Gruppe überwiegend zu den sozialen VerliererInnen zählt und sich nicht dem gesellschaftlichen Mehrheitsbild anpasst, muss sie am sich ausbreiten gehindert werden. Sie könnte ja den Status Quo gefährden.

     

    @franz.biener

    Was haben sie denn für einen Artikel gelesen?

     

    @susi

    Dann muss dieses Land etwas für die Menschen tun, die Armut bekämpfen und den Roma ihre Freiräume bieten, in denen sie sowohl die Frauen diskriminierenden Struckturen angehen und Bildung anbieten. Die Roma sind nicht die Mafia-Hinterwäldler, für die sie immer gerne gehalten werden, leider sind die archaischen Struckturen und die Armut begünstigende Faktoren.

     

    Und EmpfängerInnen von ALG-II mit der Pille zu versorgen ist doch um Längen nicht mit sterilisation gleichzusetzen, wenn auch der Beigeschmack ein bitterer ist.

     

    @Fragender

    Demokratie üben, Nationalgesinnte in Deutschland soweit tolerieren, wie sie nicht die Demokratie angreifen oder ihre Mitmenschen in ihrer demokratischen Lebensweise einschränken. Steht alles im Grundgesetz.

    Und den Sinti und Roma und anderen Zigeunerfamilien (denn es gibt noch mehr als die zwei) Freiräume schaffen (ähnlich wie bei indigener Bevölkerung) und Möglichkeiten zur Partizipation an der Gesamtgesellschaft bzw. Ausstieg aus der Clansgesellschaft anbieten.

  • L
    Löwendorf

    Ich habe einen völlig anderen Artikel gelesen, als einige der vorherigen Kommentare.

    Es geht doch ums Prinzip, dass keine ethnische Gruppe so angegriffen werden sollte.

    Stellt Euch mal vor, jede Gruppe, die mit Immobilienspekulation zu tun hat, sollte sich sterilisieren lassen, wer, bitte schön, bleibt denn da übrig?

  • L
    Löwendorf

    Ich habe einen völlig anderen Artikel gelesen, als einige der vorherigen Kommentare.

    Es geht doch ums Prinzip, dass keine ethnische Gruppe so angegriffen werden sollte.

    Stellt Euch mal vor, jede Gruppe, die mit Immobilienspekulation zu tun hat, sollte sich sterilisieren lassen, wer, bitte schön, bleibt denn da übrig?

  • P
    Pinr

    Die Sache ist nicht so einfach wie hier dargestellt. Sicherlich ist der Vorschlag rassistisch und inakzeptabel. Aber zu der Wahrheit gehört auch, dass Timisoara (Temeschwar) eine schöne (vor 100Jahren mehrheitlich deutschsprachig) weltstädtische Stadt ist, die jetzt grosse Probleme hat mit Roma-Mafia-Banden hat, die sich viele der schönen representativen Gründerzeitimmobilien mit kriminellen Mitteln unter die Nagel gerissen haben und verwahrlosen haben lassen. Das ist keine Entschuldigung aber eine besseren Darstellung der komplizierten Situation.

  • F
    Fragender

    @zensiert

     

    Stimmt in D werden Nationale Menschen diskriminiert wegen ihrer politischen Ansichten, in Rumänien und der EU die Sinti und Roma, wegen ihrer oft antisozialen Lebensweise.

     

    Was wollen Sie jetzt dagegen tun? Die Leute umerziehen oder jeden machen lassen und die Diskriminierung verbieten?

  • MS
    Marika Schmiedt

    nur "roma-diskriminierung" zu schreiben, ist auch voll daneben. das sind NS-methoden!

     

    http://marikaschmiedt.wordpress.com/

  • S
    Socke

    JAja, drück noch ein bsicen auf die Drüse damit auch alle sich freuen wenn die Zahl der Roma-Asylanträge mal wieder um 100er% ansteigt....

  • S
    susi

    Ein armes Land wie Rumänien kann es sich nicht leisten, dass Romafrauen 10 Kinder bekommen und die vom Staat alimentiert werden müssen. Da die Frauen selber nicht verantwortungsvoll verhüten ist das eine gute Alternative.

     

    An all die gutmenschlichen Hetzer, die jetzt wieder dumm-dreist 'Nazi' und 'Rassismus' aufschreien: In Deutschland gibt es das genauso. In Berlin ist die Pille für Harz4-Emphängerinnen kostenlos, um genau den gleichen Effekt zu erzielen, nämlich Slums von armen ungewollten Kindern zu verhindern.

  • Z
    zensiert

    wir sollten alle immer wieder selber überlegen, wann wir im alltag leute oder ganze gruppen diskriminieren oder zumindest vorurteile haben und dann gegen unsere ängste/vorurteile angehen und uns bilden!

    niemand ist gefeit vor rassistischen gedanken oder vorurteilen, ob gutmensch, studierte/r oder grünenwähler/in.

     

    sinti und roma sind eine der gruppen, die extrem diskriminiert werden, gerade weil sie kaum eine lobby haben.

    aber jede/r sollte darüber nachdenken, dass jeder mensch irgendwie einer minderheit angehört, es kommt nur auf den kontext an! und jeder mensch sollte daran denken, dass man irgendwann für jeden die situation kommt, in der man einer minderheit angehört.

  • G
    Georg

    Der Vorschlag ist ein Win-Win-Win Situation.

  • F
    franz.biener

    Ein köstlicher Beitrag - taz at its best. Rassismus überall, gute Roma, böse nazis, stinkende Rumänen, faul noch dazu und versoffen - herrlich, grandiose Stereotype, offener Rassismus gegenüber Rumänien, eine abgöttische Glorifizierung der Bevölkerungsgruppe der Roma. Ksötlich - einen solch ultra-rechten,wahrscheinlich ironisch gemeinten Artikel habe ich bisher noch nicht gelesen. William Totok kann rechte Propaganda fast so gut wie Göbbels - wenn der nicht der der nächste NPD-Hetzer wird, dann weiß ich es auch nicht!

     

    In tiefen Hass und mit ehrlicher Verachtung für die ultra-rechte taz und ihren knuffigen William "Ich hasse alle Rumänen" Totok

     

    Franz Biener

     

    Nie wieder taz - nie wieder Faschismus.