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Kommentar Hartz-IV-BezieherQualität statt Quantität

Kommentar von Kristiana Ludwig

Um Langzeitarbeitslosen, die bisher auf der Strecke bleiben, zu helfen, muss sich die Qualität der Betreuung ändern, nicht die Zahl der Termine.

R eden hat noch niemandem geschadet. Gespräche, auch solche, die Menschen mit ihren Arbeitsvermittlern führen, können sie bereichern und unterstützen. Erst recht in einer Stadt wie Hamburg, wo jüngst eine Studie ergab, dass Langzeitarbeitslose und andere "hoffnungslose Fälle" von den Jobcentern nur noch verwaltet werden. Dabei können gerade diese Menschen einen Berater so gut gebrauchen – könnte man jedenfalls meinen.

Doch die Art der Gespräche, die in Jobcentern geführt werden, empfindet die so genannte Kundschaft oft als Nötigung. Das liegt an dem Werkzeug, mit dem die Mitarbeiter dort hantieren: finanziellem Druck – und damit erzeugter Existenzangst.

Die Menschen auf der anderen Seite des Schreibtisches sind bei ihrer Beratertätigkeit an Zielvorgaben gebunden. Ihr Ansporn hat die Arbeitslosenstatistik zu sein. So etwas wie Fürsorge kommt da immer wieder zu kurz.

So jedenfalls fühlt es sich für viele Menschen an, wenn hinter dem Gespräch mit dem Arbeitsvermittler ein bedrohliches Sanktionssystem steht: Eine Anweisung nicht zu befolgen, kann ohnehin knappes Geld kosten. „Schikane“ nennen das Hartz-IV-Empfänger in Internetforen und Blogs. Ihre Gesprächsprotokolle halten fest, was das Jobcenter ihnen aufträgt: Maßnahmen etwa, die sie als sinnlos empfinden, weil sie am Ende doch keine richtige Arbeit bringen.

Dass die Hamburger Jobcenter Arbeitslose nun noch öfter einladen, verbessert diese Situation kein bisschen. Ohne zusätzliche Mitarbeiter fehlt den Vermittlern erst recht die Zeit, auf konkrete Nöte und Bedürfnisse einzugehen. Je größer ihr Zeitdruck ist, desto bereitwilliger dürften sie zur Drohung greifen.

Um Langzeitarbeitslosen, die bisher auf der Strecke bleiben, zu helfen, muss sich die Qualität der Betreuung ändern, nicht nur die Zahl der Gesprächstermine. In den Mittelpunkt gehört der Mensch – nicht die Statistik.

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3 Kommentare

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  • M
    Mary

    Das Fazit halte ich für falsch, es nicht unbedingt die Betreuungssituation, sondern auch das verfügbare Angebot an Arbeitsplätzen, was vorhanden ist. Ohne Jobs können Vermittler nur in miese Arbeit 'vermitteln' - denn solche Arbeit will niemand. Es waren ja auch die erotischen Träume der SPD, dass Langzeitarbeitslose die polnischen Saisonarbeiter beim Spargestechen oder Apfelernte verdrängen und dort glücklich mit Löhnen von 4,50 bis 6,00 EURO nach Hause gehen. Nur das rechnen sich überhaupt nicht, deswegen gibt's diese Saisonarbeiter immer noch, trotz Hartz-IV. Dafür werde 'normale' Jobs zu miesen Konditionen angeboten und alles sinkt im Niveau. Das passiert aber, weil die Gesetze so sind, nicht weil die Berater oder Vermittler nicht genügend Sorgfalt an den Tag legen. Das Gesetz ist einfach: Jeder akzeptable Arbeit über 15 Wochenstunden ist wünschenswert - zur Not springt das Jobcenter ein. Das ist die Fehlerquelle Nummer 1. Vor 10 Jahren mussten Arbeitgeber irgendwie das Gehalt auskömmlich machen, darunter ist keiner gekommen, außer einige super-arme Ausländer. Aber selbst die forderten dann irgendwann eine Lohnerhöhung. Heute schickt das Amt nich zwei oder drei von der Sorte, sondern in einigen Regionen können sie Tausende schicken.

  • P
    Pjotr56

    Ähm, Frau Hannemann wurde doch genau deswegen kaltgestellt, was soll also dieser als Artikel getarnte Hirnpups?

  • E
    exi

    Tatsächlich liegt das Problem weder in der Quantität (Einladungsrate), noch an der Qualität (Sanktionsterror). Das Problem ist, dass es nicht genügend Arbeitsplätze gibt. Den 3 Mio. ALG1- und 6 Mio. ALG2-Empfängern stehen 0.5 Mio. freie Stellen gegenüber. Selbst wenn ein Wunder geschähe und der Sanktionsterror die Menschen in Arbeit treiben würde, blieben 8.5 Mio. (das sind 94%) zurück und ständen NULL Stellen gegenüber. Und was dann: Weiter auf die Arbeitslosen einprügeln? Qualität der Behandlung verbessern (etwas weniger einprügeln, aber weiterhin prügeln)? Nein! Das bringt alles nichts, schon gar keine Arbeitsplätze.

     

    Da wäre es besser auf Arbeitgeber, Politiker - und auch Politologen (wie den Verfasser obigen nichtssagenden Textes) - einzuprügeln. Einfach weil sie nicht weiter als bis zur ihrer Nasenspitze denken wollen oder können. Und nur auf das Einprügeln auf Meschen, die es schon schwer genug haben, setzen - manche verstärkt (der Autor etwas weniger) - aber in jedem Fall.