: Betriebsräte sind besorgt
ARBEIT Düstere Zukunftsprognosen und immer mehr LeiharbeiterInnen: Die aktuelle Betriebsrätebefragung der Arbeitnehmerkammer liegt vor
Betriebsräte in Bremen blicken skeptisch in die Zukunft. Das zeigt die aktuelle Betriebsrätebefragung der Arbeitnehmerkammer. Ebenso ist die Leiharbeit weiter angestiegen. Die bestehende Situation bewerten die Arbeitnehmer-VertreterInnen in ihren Unternehmen weitestgehend positiv. Bereits im vergangenen Jahr zeigten sich die Betriebsräte vor allem besorgt um die Zukunft. Allerdings, sagt Jörg Muscheid, Referent für Wirtschaftspolitik und Autor der Studie, sei der Pessimismus in diesem Jahr angebracht.
„Bremen ist mit Unternehmen wie Mercedes, OHB oder Airbus das exportstärkste Bundesland, aber die Euro-Krise kommt langsam auch in Deutschland an“, so Muscheid. „Eine weitere Auffälligkeit ist das Einsetzen von Leiharbeitern als gängige Praxis.“ Während in den vergangenen zwei Jahren in knapp der Hälfte der Betriebe LeiharbeiterInnen eingesetzt wurden, sind es mittlerweile 57 Prozent. In Bremerhaven hat sich der Anteil von LeiharbeiterInnen vorwiegend im Bereich der Offshore-Windenergie-Branche seit 2003 mehr als verdreifacht.
„Hinzu kommt, dass Leiharbeiter immer öfter länger als ein Jahr beschäftigt werden – das widerspricht klar der Zielsetzung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, nach der Leiharbeit der Überbrückung von Personalengpässen oder der Abfederung von Produktionsspitzen dienen soll“, so Muscheid. Die Betriebsräte sehen die Gefahr, dass so die Stammbelegschaft ergänzt oder sogar ersetzt wird. Sie erkennen in Leiharbeit nur vereinzelt ein Sprungbrett zu einer Festanstellung im Unternehmen.
Das vor wenigen Tagen gefällte Urteil des Bundesarbeitsgerichts, nach dem künftig auch LeiharbeiterInnen mitzählen, wenn es um die Beschaffenheit eines Betriebsrates geht, ist für Muscheid ein gutes Signal: „Damit wird Leiharbeit unattraktiver für den Unternehmer.“
Die Arbeitnehmerkammer hat Betriebsräte aus 163 Unternehmen mit rund 68.000 Beschäftigten befragt, davon 114 aus Bremen, 37 aus Bremerhaven und zehn Unternehmen, die an beiden Standorten vertreten sind. Die Mehrheit der Befragten beurteilte die derzeitige wirtschaftliche Lage als „gut“ oder „befriedigend“, nur 8,6 Prozent erwarten eine „günstigere Entwicklung“ in den kommenden zwölf Monaten. SCHN