Drittes Geschlecht in Bangladesch: Männer, Frauen und Hijras
Bangladesch hat offiziell ein drittes Geschlecht annerkannt. Das neue Gesetz betrifft etwa 10.000 Menschen in dem südasiatischen Staat.
DHAKA dpa | Bangladesch erkennt ein drittes Geschlecht neben männlich und weiblich an. Die Regierung verabschiedete am Montag ein entsprechendes Gesetz, das die Kategorie „Hijra“ im Pass und anderen Ausweisen einführt.
Als Hijra werden in Südasien Menschen bezeichnet, die sich entweder einer Kastration unterziehen, beide Geschlechtsmerkmale aufweisen oder sich als Intersexuelle dieser Gemeinschaft anschließen.
Mit Hilfe der neuen Kategorie solle die durch das Geschlecht verursachte Ungleichheit etwa bei Bildung und Gesundheitsversorgung reduziert werden, sagte ein Kabinettssprecher in Dhaka. Die Zahl der Hijras, die meist als Eunuchen wahrgenommen werden, wird in dem südasiatischen Land offiziell auf etwa 10 000 geschätzt.
In Ländern wie Indien und Pakistan sind Hijras als drittes Geschlecht bereits anerkannt. In Deutschland muss das Geschlecht Neugeborener seit 1. November nicht mehr direkt nach der Geburt festgelegt werden.
Leser*innenkommentare
Hans
Gast
Ist ja nett gemeint, aber am Ende sorgt dies auch wieder für Diskriminierung, wie es auch bei Frauen und ggf. auch Männern geschieht.
Die Geschlechterdiskriminierung sollte in der Verwaltung (und auch in der Gesellschaft), auch in Deutschland, abgeschafft werden.
Viccy
Die taz zeigt sich immer wieder ganz nah dran an den Themen, die die Mehrzahl der Menschen in diesem Lande wirklich bewegt!
ion
Gast
Genauuuu. Wie (fast) immer ist die von den taz-RedakteurInnen übernommene dpa-Meldung tendenziös und bestenfalls reine Desinformation; Denn mitnichten ist die geänderte deutsche Gesetzeslage auch nur zu vergleichen mit dem, was sich z.B. in Indien, etc. 'traditionell' ereignet, geschweige denn, dass das (neue) deutsche Gesetz die betroffenen deutschen Kinder endlich auch vor operativen Eingriffen schützt, damit jene im Späteren selbst entscheiden können und nicht etwa vorab die Eltern. (War da was?!)
Die so genannten "Hijra" sind z.B. in Indien seit 'Ewigkeiten' bekannt und haben definitiv nicht die gleichen Rechte, gesellschaftlichen Möglichkeiten wie die 'Normalos' und leben (gezwungenermaßen, oder auch selbst gewollt) am Rande der Mainstreamgesellschaft. Insofern könnte auch in Bezug auf Bangladesh zu befürchten sein, dass ein obligatorischer Ausweis-Eintrag eher zur allgemeinen Erleichterung der Stigmatisierungsmöglichkeiten und amtlich nachweislich 'begründbaren' Ausschlüssen aus der 'Normal'-Gesellschaft führen könnte – aber n.a. auch den Beweggründen der bangladeschischen Regierung nachzugehen, ist westlichen Journalisten ja definitiv: TMI!
Cf. n.a. auch ‘Hijra’:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hijra
Viccy
Na gut, man kann auch einen Artikel über Porzellan im 18. Jahrhundert verfassen. Ein paar dutzend Menschen von 82 Millionen wird es schon interessieren.
Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gegenteil
ion
Gast
"Ich darf Matthias Matussek nicht „prominenten Porzellanliebhaber“ nennen."
Cf.:
«Liebe Grüße aus dem taz-Puff»
http://www.taz.de/Kolumne-Die-Kriegsreporterin/!127340/
Hans
Gast
@Viccy Stellen Sie sich vor, Journalisten würden nur das berichten, was die Mehrheit der bevölkerung interessiert. Das wäre ein Armutszeugnis und würde am Ende das BILD-Format wiedergeben.
ion
Gast
"Stellen Sie sich vor": diese, von der taz offenbar wieder mal unreflektiert übernommene dpa-Meldung entspricht nicht wirklich journalistischen Standards; allein auch schon deswegen, weil die deutsche (Rechts-) Situation von Intersexuellen in nichts mit den erwähnten: "„Hijra“" zu vergleichen ist – und vice cersa!
Insofern ist dieses nicht wirklich informierende, sondern eher irrige Schlüsse provozierende Posting einer dpa-Meldung in der taz absolut erläßlich, eigentlich aber ein Ärgernis (wie die BILD).
Viccy
@Hans Auch die BILD macht irgendwelche marginalen Informationsfetzen zur großen Nummer.
Rainer B.
Da ist Indien ja schon deutlich weiter als Europa. Mir scheint das durchaus Sinn zu machen.
Jane Roe
Gast
Wikipedia:
Bangladesch (bengalisch: বাংলাদেশ Bāṃlādeś) ist ein Staat in Südasien. Er grenzt im Süden an den Golf von Bengalen, im Südosten an Myanmar und wird sonst von Indien umschlossen.
Rainer B.
@Jane Roe Danke für die Richtigstellung! Indien ist ja nicht weit, es hätte also noch deutlich schlimmer kommen können.
hannelore
Gast
Nun ja, für Menschen, die sich aufgrund eines Gendefekts keiner eindeutigen Geschlechtskategorie zuordnen lassen vielleicht, aber Kastrierte oder Transsexuelle?
Wenn ein Geschlechtsmerkmal ausgeprägt ist, sollte man in die jeweilige Kategorie kommen, auch wenn man sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt. Es ist nicht alles schwarz und weiß, aber wenn etwas weiß ist, sollte man es auch als solches benennen. Kategorien bringen schließlich Ordnung ins vermeintliche Chaos.
Rainer B.
@hannelore Welchen Vorteil sollte es für Kastrierte oder Transsexuelle haben, wenn man ihnen ein Geschlecht zuweist, dem sie sich selbst nicht angehörig fühlen und welches "vermeintliche Chaos" will man damit denn verhindern?