Kein Wintermoratorium: Winterliche Haltung
Der Innensenator lehnt befristetes Bleiberecht für Roma ab und erntet dafür heftige Vorwürfe der Opposition.
HAMBURG taz | Auch in Hamburg gibt es eine Große Koalition: Während die Grünen am Mittwoch in der Bürgerschaft einen winterlichen Abschiebestopp für Roma in verschiedene Balkanländer forderten, übten SPD und CDU den Schulterschluss. Sie sahen sich in der emotional geführten Debatte schweren Vorwürfen von Linken, Grünen und FDP ausgesetzt.
Aktueller Anlass der gelb-rot-grünen Kritik waren die Äußerungen eines Innenbehördensprechers in der taz, es gebe „keine neuen Argumente“ für das schon mehrfach geforderte „Wintermoratorium“. Im Winter sei es ja nicht nur auf dem Balkan kalt. Ein Argument, das Innensenator Michael Neumann (SPD) in der gestrigen Debatte noch einmal bekräftigte.
Es gebe „kein einziges Argument gegen einen winterlichen Abschiebungsstopp“, konterte Christiane Schneider (Linke). Die Grüne Christa Goetsch warf Neumann vor, „den Zynismus ihres Sprechers noch zu toppen“. Goetsch nannte ein konkretes Beispiel für die Politik des SPD-Senats: „Was hat es noch mit Sozialdemokratie oder humaner Flüchtlingspolitik zu tun, wenn eine durch Vergewaltigung traumatisierte Mutter getrennt von ihren Kindern abgeschoben wird?“
Hamburgs stellvertretender FDP-Vorsitzender Finn Ole Ritter kämpfte wacker für das Bleiberecht der Roma und das seiner Partei in der Bürgerschaft und scholt den Umgang des Senats mit den Flüchtlingen als „planlos und kaltherzig“. Die RednerInnen verwiesen auf Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, die bereits ein Wintermoratorium für die Abschiebung von Roma beschlossen haben. „Es bedarf nur einer kleinen Geste der Humanität“, so die Grüne Antje Möller.
Neumann hingegen beharrt auf Einzelfallprüfungen anstelle einer Kollektivlösung. Ein „jahreszeitlich bedingter Abschiebestopp“ für eine bestimmte Flüchtlingsgruppe wäre „willkürlich und den Menschen nicht erklärbar“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies