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Archiv-Artikel

Besserer Unterricht statt Fitnesstests

Sportexperten der Uni Osnabrück kritisieren die Tests, mit denen die Fitness niedersächsischer Kinder gemessen werden soll, als aussagefrei, demotivierend und sinnlos. Stattdessen sollte der Sportunterricht verbessert werden

Von eib

Die Tests, mit denen in Niedersachsen derzeit die Fitness von Erst- bis Zehntklässlern überprüft werden soll, bleiben umstritten. Am Mittwoch bezweifelten SportwissenschaftlerInnen der Universität Osnabrück deren Aussagekraft. „Fitness“ lasse sich nicht mit Hilfe sieben einfacher Übungen messen – wie es das Bildungsministerium vorgesehen hatte – kritisieren die Wissenschaftler. „Fitness beinhaltet eine physische und psychische Leistungsfähigkeit und setzt sich nicht nur aus Armkraft, Beinschnellkraft und Ausdauer zusammen“, heißt es in der Erklärung von fünf Sportexperten der Universität.

Außerdem seien die Testergebnisse nicht vergleichbar, kritisieren die Wissenschaftler, das Ziel, eine objektive „Fitnesslandkarte“ zu erstellen, sei damit hinfällig. „Nach eigenen Beobachtungen wurden in den Schulen die Tests teilweise verändert, um den Kindern zu starke Misserfolge zu ersparen.“

Die WissenschaftlerInnen übten auch eine grundsätzliche Kritik an dem Vorhaben. Schließlich sei „seit Jahren bekannt, dass 15 bis 20 Prozent der Kinder motorische Ungeschicklichkeiten aufweisen“, auch die LehrerInnen würden die Stärken und Schwächen der Kinder kennen. Dafür brauche man keine weiteren Studien. Stattdessen sollten sich die Bildungspolitiker für einen verbesserten Sportunterricht einsetzen. In Niedersachsen würde dieser an Grundschulen von drei auf zwei Stunden gekürzt und die Hälfte des Unterrichts von Paukern gegeben, die nicht in dem Fach ausgebildet wurden.

Der Fitnesstest würde nichts zur Verbesserung der Situation beitragen und stattdessen den Eindruck vermitteln, „dass der Sportunterricht sich auf Rumpfbeugen und Klimmzüge reduziert.“ „Freude am Sport, Sozialverhalten und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Körper“ –, all dieses bleibe unberücksichtigt.

Der Göttinger Sportprofessor Arnd Krüger hingegen verteidigte die Fitnesslandkarte. Allerdings räumte auch er ein, dass die Tests Kinder demotivieren könnten. Bis Jahresende soll die Auswertung der Tests veröffentlicht werden. eib