Neue Wege im Maschinenbau: Der Kredit kommt vom Verkäufer

Der schwäbische Mittelständler Trumpf will unabhängig davon sein, wem die Banken Geld leihen: Er gründet eine Bank für seine Kunden. Hilft es?

Mit Laser: Werkzeugmaschine von Trumpf. Bild: dpa

HAMBURG taz | Absatzflaute, weil die Banken zu wenig Kredite vergeben? Das ist für die Maschinenfabrik Trumpf kein Problem mehr. Denn der Laser- und Werkzeugmaschinenbauer hat weltweit als Erster in seiner Branche eine Bank gegründet.

Viele Mittelständler klagen darüber, dass sie entweder keine Kredite bekommen oder die Banken ihnen die Bedingungen dazu diktieren. Dabei sind sie auf die Geldspritzen angewiesen: Laut Bundesbank beträgt die Eigenmittelquote im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland weniger als 20 Prozent – mehr als 80 Prozent des Umsatzes muss also von Finanzdienstleistern, Zulieferern, Kunden und vor allem Banken vorfinanziert werden.

Damit sind deutsche Mittelständler international noch gut aufgestellt: Vor allem in Eurokrisenländern drohen an sich aussichtsreiche Geschäftsabschlüsse an der fehlenden Finanzierung durch Banken zu scheitern. Bei Trumpf schätzt man, dass neun von zehn Kunden ihre Maschinen auf Pump erwerben müssen.

Die Gründung einer eigenen Bank scheint vor diesem Hintergrund naheliegend. „Wir wollen damit unsere mittelständischen Kunden europaweit besser mit Krediten zum Kauf unserer Maschinen unterstützen“, sagt Joachim Dörr im Gespräch mit der taz. Dörr leitete schon bislang die Finanzierungssparte von Trumpf: Kunden in 22 Ländern nutzen seine Leasingangebote.

Mit der Kredit- und Einlagenlizenz der Bundesfinanzaufsicht Bafin kann Trumpf Darlehen direkt an seine Kunden vergeben, EU-weit. Er kann für Kunden Fördergelder etwa der staatlichen KfW-Bank beantragen und sich von der Bundesbank fast zum Nulltarif Geld leihen.

„Wir sind Bank“, sagt Nicola Leibinger-Kammüller, Chefin des großen Mittelständlers, der zwei Milliarden Euro im Jahr umsetzt. Der typische Trumpf-Kunde kommt nur auf drei bis fünf Millionen Euro. Wenn dann die gekaufte Maschine bis zu eine Million kostet, winken viele Banken ab: „Zu riskant!“

Überschaubares Risiko

Dagegen ist für Trumpf das Risiko aufgrund des eigenen Branchen-Know-hows überschaubarer, und falls der Kunde insolvent würde, könnte Trumpf gelieferte Laserschneider oder Werkzeugmaschinen auf dem Zweitmarkt günstig verwerten. Für den Notfall gehört die Trumpf Financial Services GmbH dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an.

Mittelfristig soll die Trumpf-Bank Gewinne abwerfen. Das ist anderen, allerdings größeren Industrieunternehmen bereits gelungen. Die Kredittöchter der großen Autohersteller gelten als überdurchschnittlich profitabel. Auch Siemens und Airbus setzen – wie die US-Konkurrenten General Electric und Boeing – auf eigene Kreditinstitute. Mehr Mittelständler dürften nun folgen, erwartet Trumpf-Bank-Geschäftsführer Dörre.

Klagen über Kreditklemme

Klagen über Kreditklemmen haben im international tätigen Mittelstand und im lokalen Handwerk zuletzt wieder zugenommen. In Deutschland sank das Kreditvolumen 2013 um mehr als 120 Milliarden Euro, zeigt die Bundesbankstatistik. Jedes fünfte Unternehmen klagt laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft über „eine restriktive Kreditvergabe der Banken“.

Das dürfte auch an den härteren Kapitalregeln „Basel III“ liegen, die seit Anfang 2014 in der Europäischen Union gelten. Banken müssen danach ihre Geschäfte stärker als bisher mit „hartem Kernkapital“ unterlegen – oder das Kreditgeschäft zurückschrauben.

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