: Gelassene Exzentrik
PROG-ROCK Leicht zugänglich ist auch das 40. Album von Peter Hammill nicht. Heute Abend stellt der „Van der Graaf Generator“-Sänger und -Gitarrist „Thin Air“ in der Fabrik vor
VON ROBERT MATTHIES
Leicht zugänglich ist Peter Hammills Werk nicht. Wer sich die anspruchsvolle, komplex arrangierte Musik des 61-Jährigen erschließen will, braucht Zeit und Geduld. Wer sich einen Überblick über das 40 Alben umfassende Schaffen des umtriebigen Briten verschaffen möchte, zusätzliche Ausdauer und ein gutes Erinnerungsvermögen.
Schon seine legendäre Progressive-Rock-Band „Van der Graaf Generator“ manövrierte sich ab 1967 mit komplexen Songstrukturen und bisweilen arg chaotischen musikalischen Versuchsanordnung an den äußersten Rand des Prog-Rock-Mainstreams. Anstelle von elektrischen Gitarren setzte das nach dem fast gleichnamigen Bandgenerator benannte Trio sein eigenwilliges Zusammenspiel von Orgel und Saxophon. Im Zentrum der zwischen Lyrik und expressivem Free Jazz oszillierenden Musik aber standen stets Peter Hammills mit expressiver Stimme – von Bariton bis Falsett nebst Grunzen, Schreien und Quieken – gesungenen kryptisch-paranoiden und düster-existenzialistischen Texte voller wissenschaftlicher, historischer und literarischer Verweise.
Seit dem zwischenzeitlichen Ende von „Van der Graaf Generator“ war Hammill dann solo unterwegs. Überaus produktiv und facettenreich: avantgardistische Elektronikexperimente, Improvisation, Filmmusik, melancholische Balladen und sogar eine Oper.
Auch nach der „Van der Graaf Generator“-Reunion 2005 ist Hammill immer noch allein zu haben. „Thin Air“ heißt das aktuelle Solo-Album. Solo übrigens im starken Sinne: alles hat der Tausendsassa selbst beigesteuert: Gesang, Keyboards, Gitarren, Schlagzeug. Ruhig, eindringlich und atmosphärisch ist „Thin Air“ geraten, aber auch karg und spröde. Zum Einstieg in Hammills Welt eignet es sich eher nicht, für den eingefleischten Fan wird auch das 40. Hammill-Album eine Offenbarung sein. Und seine konzertante Umsetzung heute Abend in der Fabrik sowieso.
■ Do, 14. 1., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36