Demonstration in London: 80.000 gegen Reallohnverlust
Für „höhere Löhne“ und gegen „superreiche Parasiten“: Zehntausende Briten demonstrierten in London. Die Regierung will nichts ändern.

Teilnehmer des „Pay-Rise-March" in London. Bild: dpa
LONDON afp | Zehntausende Briten sind am Samstag mit der Forderung nach Lohnerhöhungen durch London gezogen. Nach Angaben des Gewerkschaftsbundes Trades Union Congress (TUC) waren 80.000 Menschen dem Aufruf gefolgt, gegen die Sparpolitik der Regierung und kräftige Reallohnverluste zu protestieren. Die Regierung verwies auf den Wirtschaftsaufschwung sowie die niedrige Arbeitslosigkeit und lehnte einen Kurswechsel ab.
„Großbritannien braucht höhere Löhne“, hieß es auf Transparenten. Außerdem wurden „superreiche Parasiten“ angeprangert, die ihrer Steuerzahlerpflicht nicht nachkämen. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass viele Briten im Laufe der vergangenen Jahre Reallohnverluste hinnehmen mussten. Nach Angaben des Institute for Policy Research halten die Lohnsteigerungen seit 2008 nicht mehr mit der Inflation mit, nach einer Berechnung der New Economics Foundation summierten sich die Reallohnverluste für die große Mehrheit der Bevölkerung auf etwa zehn Prozent seit 2006.
„Die Menschen haben die Nase voll“, sagte TUC-Chef Frances O'Grady. Sie sehen, dass die Bezahlung der Topmanager abhebt, und verlangen ihren Anteil an der wirtschaftlichen Erholung.“ Die Botschaft richtete sich in erster Linie an den konservativen Premierminister David Cameron. Die Gewerkschaften warnten aber auch die oppositionelle Labour-Partei davor, eine „Sparpolitik light“ zu verfolgen.
Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies darauf, dass die Spar- und Reformpolitik einen Aufschwung in Gang gesetzt habe. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt Großbritannien für dieses Jahr ein Wachstum von 3,2 Prozent voraus, damit liegt das Königreich deutlich über dem EU-Durchschnitt. Der Ministeriumssprecher verwies überdies auf die niedrige Arbeitslosigkeit von sechs Prozent. „Der langfristige Plan der Regierung funktioniert“, sagte er. „Der einzige nachhaltige Weg zu einem höheren Lebensstandard ist das Festhalten an dem Plan.“
Leser*innenkommentare
12671 (Profil gelöscht)
Gast
Ist ja wie in Deutschland mit dem Reallohnverlust:
siehe "201 gute Gründe in Deutschland keine Kinder zu bekommen" auf http://analogo.de/2014/10/17/1248/
Punkte 62 und 66
Gerda Fürch
Punkt 67:
"Je weiter unten du sitzt,
desto mehr wirst du von oben beschissen!"
Quelle: Designer-Postkarte mit 20 Raben, die auf einem vielverzweigten, blattlosen Baum hocken, von oben bis unten voll beschissen, ausgenommen die zwei bis vier obersten Raben auf nur zwei Zweigen der Baumspitze.
th60
Der abgebildete "Teilnehmer" ist der in England recht populäre Standup Russell Brand, oder?
Max Mutzke
@th60 Ja, die Taz hat gepennt ...
Dudel Karl
@Max Mutzke Wann geht der Deutsche Michel auf die Straße? Ach so, ich vergaß: Das gehört sich nicht.
Max Mutzke
Wieso meinen Sie mich mit Ihrem Wunsch danach, der deutsche Michel möge auf die Straße gehen, anpampen zu müssen?
Ich war gestern auf meiner letzten Demo. Und Sie?
Daniél Kretschmar
Autor
@Max Mutzke Nein, hat die taz nicht. Wir fanden den Beruf des Teilnehmers in diesem Fall nur nicht gar so herausragend wichtig. Soweit uns bekannt, hat er tatsächlich „nur“ teilgenommen.
th60
@Daniél Kretschmar Sehe ich ein. Aber Promi-Support durch einen bekannten Aktivisten ist meiner Meinung nach durchaus relevante Information, schon gar, wenn das Bild eines Einzelnen ausgewählt wird.
Daniél Kretschmar
Autor
@th60 Point taken. Aber jetzt können wir's auch so lassen. Der Mehrwert für die Interessierten steht ja nun hier in den Kommentaren. :)