Muslime in den Niederlanden: „Alle Moscheen niederbrennen“

Die Angst vor Brandanschlägen auf islamische Gotteshäuser nimmt zu. Die Gemeinden fühlen sich bedroht – und schützen sich.

Der Gebetsraum der Poldermoschee in Amsterdam. Bild: imago/epd

AMSTERDAM taz | Die Brandanschläge auf schwedische Moscheen sorgen jetzt auch in den Niederlanden für Angst: Islamische Gemeinden im ganzen Land haben in den letzten Tagen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Einige haben Kameraüberwachung, andere setzen Patrouillen ein“, sagt Aissa Zanzen, Sprecher des Rats Marokkanischer Moscheen in den Niederlanden, im öffentlich- rechtlichen Rundfunk NOS. Mehrere Gemeinden riefen ihre Mitglieder dazu auf, beim Moscheebesuch äußerst wachsam zu sein.

Anlass für diese Sorgen sind eine Vielzahl an Onlinedrohungen, die der Anschlag im schwedischen Uppsala in den Niederlanden nach sich zog. „Müssen sie hier auch mal öfter machen“, kommentiert ein Facebook-User die Nachricht vom Anschlag auf die Moschee in Uppsala. 27 Likes folgten. „Derjenige muss ein Denkmal kriegen“, lautet ein anderer Kommentar. Ein Dritter: „Wieder brannte die Moschee nicht ab. Ihr müsst etwas sorgfältiger arbeiten, Leute.“ Auch der Aufruf „Massenhaft alle Moscheen niederbrennen“ fand sich unter den Reaktionen.

Die betreffende Facebook-Seite nennt sich „Steun de PVV (Unterstützt die PVV/Partei der Freiheit von Geert Wilders) und richtet sich nach eigener Aussage „an alle, die der Partij voor de Vrijheid Unterstützung bieten will“. Das Motto lautet: „Die Niederlande lieben und gegen Extremismus kämpfen, wir akzeptieren keine Gewalt.“ Am Sonntag erklärten die Betreiber der Seite: „Wir distanzieren uns von Aussagen, die ernsthafte Bedrohungen beinhalten. Aber wir wissen auch, dass Menschen beunruhigt sind, weil sie sehen, wie ihr Land abrutscht.“

Den Grad der Bedrohung schätzt Moscheen-Verbands- Sprecher Aissa Zanzen so ein: „Viele dieser Menschen werden das nur sagen. Aber es sind so viele, dass es Angst macht, dass zwischen ihnen auch ein Einzelner ist, der wirklich einen Anschlag plant.“ Der taz sagte Zanzen ferner, man kenne das gesellschaftliche Klima, in dem diese Drohungen geäußert würden. „Aber wir hätten nicht erwartet, dass man zur Gewalt aufruft.“ Damit werde definitiv eine Grenze überschritten.

Hass-Briefe in Rotterdam

Nach einer Untersuchung der Wissenschaftlerin Ineke van der Valk (Universität von Amsterdam) wurde rund ein Drittel der niederländischen Moscheen in den letzten zehn Jahren bedroht oder beschädigt. Auch zu Brandstiftungen kam es bereits. Jacob van der Blom, Vorstandsmitglied der Essalam-Moschee in Rotterdam, berichtet von Hass-Briefen und -Mails. Diese reichten von „die Moschee verschandelt die Aussicht“ bis zur Drohung, sie „dem Erdboden gleich zu machen“.

Die islamische Dachorganisation CMO erstattete am Wochenende Anzeige gegen die Absender der Drohungen und ersuchte Justizminister Ivo Opstelten in einem Brief um ein gemeinsames Vorgehen. Unterdessen hat sich die PVV, die zurzeit in Umfragen als stärkste Partei dasteht, von den Äußerungen ihres Anhangs distanziert: „Wir sind immer gegen Gewalt und gegen das Aufrufen zur Gewalt“, so der Abgeordnete Machiel de Graaf.

Der PVV-Vorsitzender Geert Wilders muss sich indes erneut vor Gericht verantworten. Ersteht unter Verdacht, Menschen aufgrund ihrer Herkunft beleidigt zu haben. Vorgeworfen wird ihm deshalb auch Anstiftung zu Diskriminierung und Hass. Wilders hatte im Jahre 2013 die Besucher einer Wahlparty rhetorisch gefragt, ob sie in den Niederlanden „mehr oder weniger Marokkaner“ haben wollen. Die hatten daraufhin „Weniger, weniger“ skandiert. Wilders versprach ihnen daraufhin, sich genau dafür einzusetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.