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Archiv-Artikel

Zyprer bleiben knapp bei Kasse

FINANZKRISE Anders als befürchtet verläuft die Öffnung der Banken auf Zypern ohne Probleme. Doch vom freien Kapitalmarkt bleibt das Land abgeschnitten

„Ich habe mir überall Geld borgen müssen“

IREEN, ZYPRISCHE RENTNERIN

NIKOSIA taz | Die Öffnung der zyprischen Banken nach zwölf Tagen Zwangspause ist ohne größere Probleme geglückt. Am Donnerstag bildeten sich nur kurze Warteschlangen vor den Geldinstituten, die um Punkt 12 Uhr ihre Türen öffneten. Die Bevölkerung verhielt sich entsprechend der Appelle der Politiker, dass nur diejenigen zu ihrer Bank gehen sollten, die es unbedingt nötig hätten. Präsident Nikos Anastasiades bedankte sich am Freitag für das „besonnene“ Verhalten. Er kündigte zugleich an, aus Solidarität sein eigenes Gehalt um 25 Prozent zu kürzen.

Unter den Wartenden waren viele Menschen, die über keinerlei Bargeld mehr verfügten. Fast zwei Wochen lang konnte Geld nur über Automaten gezogen werden – zuletzt waren es maximal 120 Euro täglich. Die Rentnerin Ireen, die sich am Donnerstag in der Schlage vor der Bank of Cyprus einreihte, sagte, sie besitze überhaupt keine Bankkarte. „Ich habe mir überall Geld borgen müssen, bei Nachbarn und Freunden“, berichtete sie. Ein junger Mann unter den Wartenden sagte, seine Karte funktioniere seit Tagen nicht mehr.

In der Nacht zuvor war ein Sonderflugzeug auf dem Flughafen Larnaka gelandet. An Bord: 5 Milliarden Euro. Das frische Bargeld soll ausreichen, um die Bevölkerung für die nächsten Wochen zu versorgen.

Der freie Kapitalmarkt ist auf Zypern allerdings weiterhin aufgehoben. Ausgezahlt werden maximal 300 Euro in bar. Auslandsüberweisungen sind auf 5.000 Euro begrenzt, ebenso Kreditkartenabhebungen außerhalb der Insel. An Bargeld dürfen Zyprer maximal 1.000 Euro ins Ausland mitnehmen. Immerhin sind Gehaltsüberweisungen wieder möglich. Nach den Worten von Außenminister Ioannis Kasoulides sollen diese Regeln voraussichtlich einen Monat lang gelten.

Wie viele Menschen ihr Erspartes wiedersehen werden, blieb unterdessen unklar. Die zweitgrößte Bank Laiki wird aufgrund der EU-Beschlüsse zerschlagen, alle Summen über 100.000 Euro kommen in eine „Bad Bank“. Nur ein Bruchteil davon dürfte in Monaten oder Jahren an die Eigentümer ausgezahlt werden. Einlagen unter 100.000 Euro gehen an die ebenfalls notleidende Bank of Cyprus. Dort wird bei größeren Beträgen eine Auszahlungsquote von 40 bis 60 Prozent erwartet.

Das bleibt nicht folgenlos: Schon mehren sich Meldungen von Firmen, die aufgrund der abstürzenden Wirtschaft und eingefrorener Konten schließen müssen. KLAUS HILLENBRAND