Untersuchungsmaterial für Genetiker: Yanomami „beerdigen“ Blutproben
Brasilianische Yanomami erhalten Tausende von Blutproben zurück. Vor mehr als 45 Jahren wurden sie ihnen ohne Einwilligung entnommen.

Brasilianische Yanomami beim Baden im Fluss. Bild: imago/Bluegreen Pictures
RIO DE JANEIRO afp | Mitglieder der Yanomami haben Tausende Blutproben „beerdigt“, die US-Forscher in den 60er Jahren von Mitgliedern ihrer Gemeinde im brasilianischen Amazonasgebiet genommen hatten. Ein am Sonntag auf der Website der brasilianischen Zeitung O Globo veröffentlichtes Video zeigt die Zeremonie in einem abgelegenen Dorf im nordöstlichen Bundesstaat Roraima nahe der Grenze zu Venezuela.
Dabei wurde der Inhalt von 2.693 Glasfläschchen in eine von dem brasilianischen Volk als heilig angesehene Öffnung entleert.
Von den Menschen, denen damals Blut entnommen wurde, sind noch 30 am Leben. 15 von ihnen nahmen an der Zeremonie teil, die am Freitag stattfand. US-Forscher unter der Leitung des Genetikers James Neel, von der University of Michigan School of Medicine, und des Anthropologen Napoleon Chagnonin (University of Michigan) hatten den Yanomami versprochen, das Blut auf Krankheiten zu untersuchen.
Das Volk wurde in den vergangenen Jahrzehnten stark dezimiert, unter anderem durch Krankheiten, die illegale Goldsucher in ihr Siedlungsgebiet eingeschleppt hatten.
Die ohne eindeutige Erlaubnis entnommenen Proben lagerten jahrzehntelang in US-Laboren, ohne dass etwas mit ihnen geschah. 2002 forderten die Yanomami die Rückgabe der Proben. Nach einer Übereinkunft zwischen der Universität von Pennsylvania und den brasilianischen Behörden kamen die Blutproben am 26. März zurück.
Leser*innenkommentare
Ardaga
Also die LeserInnenkommentare...
Würde gerne was Substantielles hinzufügen (zur Meldung): http://www.cimi.org.br/site/pt-br/?system=news&action=read&id=7536
Da sprechen die Objekte als Subjekte. So wie es immer sein müsste. Ist zwar auf Portugiesisch, aber oft bietet CIMI auch englischsprachige Übersetzungen an.
Denn dass transnationale Schürfkonglomerate mittlerweile auf über 80% des Yanomamiterritoriums scharf sind (und ihre "Ansprüche" angemeldet haben), ist bei der derzeitigen Dilmaunregierung, für unsre Indigenen die mit Abstand schlimmste seit der Militärdiktatur, und dem Dauerfakt, dass Brasiliens Märchenbuch-Gesetze für Zaster- und bzw. = Polit-Mächtige nie gelten, Genozid-Alarmstufe dunkelrot.
Ich denke doch, dass das wichtiger als die "Fotofrage" ist...
Psabio Stanz
Mitten im Bild große Brüste. Ganz guter koloniastischer Stil.
Ist doch erstaunlich für die TAZ finde ich.
MarlaMarie
ähm, ja. wieso reagieren männer immer so steil auf nackte möpse?
es ist offensichtlich, dass es für diese frau und die anderen frauen ihres volkes ganz natürlich ist, oben ohne rumzulaufen. das hat nichts mit kolonialem stil zu tun, sondern mit deren tradition und gesundem körpergefühl. müssen die sich jetzt, damit es ihnen dann auch in den kram passt, verhüllen?
und: wenn ich in so stereotypen schemata reagieren würde, würd ich mir maln kopp machen.
mowgli
@Psabio Stanz Das was vielleicht ein junger männlicher Billig-Praktikant, der das Foto attraktiv gefunden hat - und von der Redaktion nicht genug Zeit bekommen hat drüber nachzudenken, wieso das so sein könnte.
ioannis
Wieso er das attraktiv gefunden hat?
Ist doch kalr. Und muss auch kein "Billig-Praktikant" gewesen sein.
mowgli
"Klar"? Was ist hier "klar"? Stellt die taz etwa nur Heteros ein?
Mist, wenn man von ganz besonders komischen Komikern gesagt bekommt, dass man seine Witze erklären muss!
el presidente
[...] Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. http://www.taz.de/!118006/
Die Moderation
88862 (Profil gelöscht)
Gast
@el presidente Man sollte keinen Kommentar schreiben, wenn man keine Ahnung hat. Man darf aber natürlich einen Kommentar schreiben und allen zeigen, dass man keine Ahnung hat ...
el presidente
Zitat : "Von den Menschen, denen damals Blut entnommen wurde, sind noch 30 am Leben".
wenn wir jetzt das Wort "damals" als circa 1965 übersetzen und die 2693 Bluproben dagegenrechnen
dann stellen wir fest das heute immerhin 1,1% aller Indios älter sind als 50 Jahre. Ein guter Wert. Ich hätte
0% getippt.
P.S. Meine Ahnung stammt tatsächlich aus Argentinien. Woher soll ein Indiostamm mit Durchschnittsalter 13 Jahre denn seine eigene akademische Geschichte kennen? Antwort: Gar nicht. Historiker/ Politbesserwisser haben ihnen das auf Befehl der Regierung beigebracht.
Ute Krakowski
"Das Volk wurde in den vergangenen Jahrzehnten stark dezimiert, unter anderem durch Krankheiten, die illegale Goldsucher in ihr Siedlungsgebiet eingeschleppt hatten.
Da haben Sie denn auch den Grund für das "Duchschnittsalter 13 Jahre".
Und wenn Sie ein bißchen rechnen können, ist Ihnen vielleicht auch klar, dass "Durchschnittsalter" nicht bedeutet, keiner ist älter als 13, was irgendwie die Aussage Ihres Kommentars wäre.
Ute Krakowski
@el presidente Irgendwie ist Ihre Alters-Rechnung ziemlich blöd, weil hier nirgends erwähnt wird, dass die Blutproben von Neugeborenen genommen wurden. Oder wissen Sie da mehr drüber?