Nachhaltigkeitssiegel für Fisch: Matjes mit Mehrwert

Bald gibt es Hering mit Nachhaltigkeitssiegel. Der Bestand erhole sich, sagt das Bundesinstitut. Greenpeace findet die Datenlage für eine Entwarnung zu unsicher.

Hering ohne Siegel wollen viele Verbraucher nicht mehr Bild: ap

BERLIN taz | Rollmops, Bismarck-Hering, Matjes – ein guter Teil dieser Fischprodukte aus deutscher Herstellung trägt jetzt das MSC-Siegel. Das Zertifikat des „Marine Stewardship Council“ besagt, dass die Heringe in der westlichen Ostsee vor Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise schonend gefangen werden.

Offiziell darf die Erzeugergemeinschaft der Nord- und Ostseefischer das MSC-Siegel seit Dienstag verwenden. Ihre 38 Kutter liefern bis zur Hälfte des Herings, den deutsche Unternehmen fangen dürfen.

Die Organisation MSC will einen Kompromiss zwischen den Interessen der Fischindustrie und der Ökologie finden. Flotten, die das Siegel tragen, sollen so fangen, dass die Fischbestände in den Weltmeeren nicht weiter schrumpfen und sich möglichst erholen. Etwa 9 Prozent des Fischs aus Wildfang sind mittlerweile mit dem MSC-Zertifikat ausgezeichnet. Bis 2020 soll der Anteil auf 20 Prozent steigen.

Bis vor einigen Jahren sah es für die Heringsschwärme in der Ostsee nicht gut aus. Der Bestand ging stark zurück. Mitte der 2000er Jahre war der Tiefpunkt erreicht. Mittlerweile haben sich die EU und Norwegen auf ein neues Management der Heringsbestände geeinigt. Das Thünen-Institut für Ostseefischerei, das dem Bundeslandwirtschaftsministerium untersteht, gibt Entwarnung. „Seit 2011 steigt der Heringsbestand an. Das Gesamtgewicht der Elterntiere hat den grünen Bereich 2014 wieder erreicht“, sagte Institutsleiter Christopher Zimmermann.

MSC-Fischer müssen vorsichtiger vorgehen

Damit die Bestände nicht wieder schrumpfen, müssen die MSC-Fischer nun vorsichtiger vorgehen. Sie sollen keine Schleppnetze verwenden, die den Meeresboden aufreißen. Außerdem müssen die Maschen so groß sein, dass kleinere Fische entkommen können. MSC will auch den Beifang reduzieren. Das sind die Meereslebewesen, die konventionelle Fischer verletzt oder tot wieder über Bord werfen.

Die Anpassung an den MSC-Standard lohnt sich für die Fischer. Hering ohne Siegel sei nur noch schwer zu verkaufen, sagte Uwe Richter, der Geschäftsführer der Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH auf Rügen, die die Fische der Erzeugergemeinschaft weiterverarbeitet. Mit Siegel seien bis zu 30 Prozent höhere Preise zu erzielen.

Kritik gibt es allerdings auch am MSC. Greenpeace findet die Kriterien zu weich. „Die Datenlage ist zu unsicher, um dem Hering in der westlichen Ostsee ein Nachhaltigkeitszertifikat zu geben“, sagte Thilo Maack, Meeresbiologe der Umweltorganisation.

Die EU-Staaten haben sich mittlerweile über die Quoten für den Ostsee-Fischfang geeinigt. Dabei geht es um die erlaubten Fangmengen für Dorsch, Hering und Sprotte. Das Europaparlament muss der Einigung noch zustimmen.

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