: „Täterbilder hinterfragen“
AUSSTELLUNG Beim Filmsymposium zeigen Studierende Arbeiten zum Thema Überwachung
■ studiert Kunst- und Kulturvermittlung an der Uni Bremen und gehört zum Kuratoren-Team der Ausstellung.
taz: Frau Landgraf, was ist die Idee hinter „c_you – Sichtbarkeit als Sicherheit“?
Marita Landgraf: Wir sind ausgegangen vom Thema des Bremer Filmsymposiums – „Public Enemies“, also dem Staatsfeind. Für uns hat sich daraus die Frage ergeben, wie Staatsfeinde heutzutage eigentlich bestimmt werden und wie man selbst dazu werden kann.
Also wie?
In Zeiten von Gesichtserkennung und Überwachung werden Staatsfeinde nach festen Kriterien und Merkmalen bestimmt. Die entsprechenden Bilder geben die Medien weiter, so dass ganze Volksgruppen nur aufgrund ihres Äußeren dem Bild des Volksfeindes entsprechen. Im Alltag wird versucht, uns durch Überwachung ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Das betrifft auch unser Privatleben, etwa wenn wir uns in Foren wie Facebook kontrollieren lassen.
Wie bringt die Ausstellung das rüber?
Sie zeigt Arbeiten von Künstlern, die sich auf ganz unterschiedliche Weise damit beschäftigen, sei es in der Malerei, Fotografie oder Videokunst. Sie beziehen sich auf Ereignisse wie den Amoklauf an einer Hochschule in Virginia 2007, das Täterbild, das die Medien danach inszeniert haben, aber auch die Selbstinszenierung des Täters. Oder aber sie zeigen die Absurdität des Aufwandes, der beim G8-Gipfel in Heiligendamm betrieben wurde, um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Geht es um ein bestimmtes Bild des Staatsfeindes?
Nein. Das kann der Staat selbst sein, wenn er jemanden überwacht. Der Staatsfeind wird aber auch vom Staat konstruiert wie das Beispiel des Soziologen Andrej Holm zeigt. Die Arbeiten setzen sich mit diesen Mechanismen auseinander. Sie sollen die eigene Rolle im System von Überwachung und Kontrolle aufdecken, zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Daten führen und dazu, dass man die Täterbilder, die einem präsentiert werden, stärker hinterfragt. INTERVIEW: AG
Eröffnung 19.30 Uhr, Kino 46