: London dementiert Folter in Athen
Zeitung berichtete über Misshandlung verdächtiger Pakistaner durch Griechen und Briten
DUBLIN taz ■ Zwei Agenten des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 sollen an der Folter von Gefangenen in Athen teilgenommen haben. Die griechische Zeitschrift Proto Thema berichtete, dass griechische und britische Beamte eines Nachts im Juli in die Häuser von pakistanischen Immigranten in Athen eingedrungen seien und 28 Männer verhaftet haben. Ihnen wurden die Augen verbunden, sie wurden bis zu sieben Tage festgehalten und misshandelt. Die Fälle werden von einem Richter in Athen untersucht. Proto Thema behauptet, dass neben 15 griechischen Geheimdienstlern auch der Chef des MI-6-Büros in Athen sowie ein weiterer britischer Agent an der Folter der 28 Pakistaner beteiligt waren.
Ziel der Verhöre war offenbar, Informationen über die Bombenanschläge zu erhalten, bei denen am 7. Juli in London 56 Menschen getötet wurden. Mehrere der pakistanischen Gefangenen sagten, sie seien wegen angeblicher Telefongespräche mit einem Mann in Pakistan befragt worden, der wegen Verbindungen zu den Londoner Attentätern gesucht wird.
Der Zeitungsbericht sorgt für Aufregung. Der griechische Geheimdienst EYP beschuldigte Proto Thema, die „Sicherheit unserer Agenten verbotenerweise zu gefährden“. Sicherheitsminister George Voulgarakis sagte, zwei der griechischen Agenten mussten nach ihrer Enttarnung aus dem Kosovo abgezogen werden. Die Oppositionsparteien sowie griechische Menschenrechtsorganisationen verlangen von dem Minister eine Erklärung, warum der britische Geheimdienst in Athen operieren durfte. Premierminister Costas Karamanlis soll den Einsatz persönlich abgesegnet haben.
Die britischen Medien dürfen die Namen der beiden britischen Agenten laut Regierungsbeschluss aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Auch ob britische Behörden überhaupt an irgendwelchen Ermittlungen in Griechenland beteiligt waren, wollte das britische Außenministerium zunächst nicht sagen. Am Dienstag schließlich sagte Außenminister Jack Straw, Berichte über eine britische Beteiligung an den fraglichen Ermittlungen und Befragungen seien „völliger Blödsinn“. RALF SOTSCHECK