Die Zopfige

Mittelfeld: Julia Timoschenko. Diese Frau gibt nie auf

Nur kurz saß sie auf der Auswechselbank, nachdem der ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko seine einstige Mitstreiterin und -heldin der orangefarbenen Revolution im vergangenen September nach gerade einmal sieben Monaten im Amt als Premierministerin feuerte.

Doch schon läuft sich Julia Timoschenko, von ihren Landsleuten gleichermaßen geliebt wie gehasst, wieder warm. Die 45-Jährige, die den kunstvoll um den Kopf gelegten ukrainischen Bauernzopf hoffähig gemacht hat, verfolgt ein klares Ziel: das Feld von der Mitte her aufzurollen, sich so in eine möglichst gute Ausgangsposition zu bringen und von dort aus das Leder im Tor zu platzieren.

Timoschenkos Chancen, im kommenden Frühjahr einen Treffer zu landen und wieder ganz vorn mitzuspielen, stehen gut. Umfragen sehen ihre Partei „Block Timoschenko“ (BJUT) bei 14 Prozent, was nach derzeitigen Stand Rang drei bei den Parlamentswahlen am 26. März 2006 bedeuten würde. Sollte das so bleiben, wäre Juschtschenkos Partei zu einer Koalition gezwungen und käme wohl kaum an der „Jeanne d’Arc der Ukraine“ vorbei.

Neben einem unbedingten Willen zur Macht kommt Timoschenko auch ihre intime Kenntnis der Spielregeln zugute. Denn die Ex-Oligarchin hat bereits auf allen Positionen gespielt: ab 1999, als sie unter Juschtschenko ins Amt der Vizeregierungschefin stürmte und – zum Ärger der Oligarchen – den Sumpf in der Energiewirtschaft trocken legte. Anfang 2001, als Timoschenko, wegen Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung einige Wochen in Untersuchungshaft, sich unfreiwillig auf die Verteidigungslinie zurückziehen musste. Und schließlich im Herbst 2004, da sie auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz Maidan nicht nur nur die Herzen hunderttausender Ukrainer im Sturm eroberte, sondern an der Seite Juschtschenkos auch noch einen Machtwechsel erkämpfte.

Von allen Magazinen sei es doch die beste Wahl für eine Frau, sich einmal auf der Titelseite des Playboy wiederzufinden, sagte Timoschenko unlängst.

So viel ist klar: Von zahlreichen Titelseiten wird Julia 2006 in jedem Fall lächeln. Aus welchem Grund wird sich noch zeigen. BARBARA OERTEL