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Archiv-Artikel

Appell an die sozialen Pflichten

KAHLSCHLAG Um den Sozialplan für die Itzehoer Prinovis-Beschäftigten zu verbessern, nimmt die Gewerkschaft Ver.di „Verlagsmütter“ ins Visier

Von KVA
„Sowas hat es noch nie gegeben, dass ein so großes Werk komplett verschrottet wird“

MARTIN DIECKMANN, VER.DI

Protest vor den Verlagshäusern von Axel Springer, Gruner + Jahr und dem Spiegel in Hamburg. 120 Mitarbeiter der von Schließung bedrohten Itzehoer Prinovis-Druckerei sind am Montag gekommen, um ihrem Ummut Luft zu machen. Sie tragen Schilder mit dem Konterfei der Bertelsmann Konzern-„Mutter“ Liz Mohn auf denen steht: „Liz Mohn entlässt mich und 1.199 Kollegen.“ Aber auch Konzernmutter Friede Springer hat den Zorn auf sich gezogen. Obwohl der Springer-Verlag 25,1 Prozent der Anteile an Prinovis hält, möchte er nichts in den Sozialplan einzahlen.

Dass die Itzehoer-Druckerei mit ihren 1.200 Beschäftigten im April 2014 schließt, scheint beschlossene Sache, obwohl es für die strukturschwache Region eine Katastrophe ist. Jeder zehnte Einwohner Itzehoes arbeitet bei der Firma Prinovis, die 2005 von Gruner + Jahr, Bertelsmann und Springer als Joint Venture zur Bündelung der Tiefdruck-Kapazitäten gegründet wurde.

Doch die Überkapazitäten sind angeblich so groß, dass Itzehoe geschlossen und die Riesenmaschinen zur Marktbereinigung zerlegt werden. „So etwas hat es noch nie gegeben, dass ein so großes Werk komplett verschrottet wird“, sagt Martin Dieckmann, Konzernbeauftragter der Gewerkschaft Ver.di.

Die Sozialtarif-Verhandlungen sind angelaufen. Über eine einjährige Transfergesellschaft herrscht Einigkeit, nicht aber, ob auch die 300 Leiharbeiter einbezogen werden. Und auch bei den Abfindungen klaffen die Positionen auseinander. Ver.di verlangt 1,8 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr, Prinovis möchte 0,8 Gehälter zahlen, die Bertelsmann aufbringen muss. „Springer hat zwar die Schließung mit beschlossen, zahlt aber keinen Cent“, sagt Dieckmann.

Unklar ist auch, wie viel Geld für regionale Strukturmaßnahmen bereit gestellt wird. „Liz Mohn und Friede Springer verfügen über sieben Milliarden Euro Privatvermögen“, sagt Dieckmann. Gebe es kein akzeptables Sozialplan-Angebot, „kommt es zur öffentlichen Abrechnung mit Namensnennung“.  KVA