: Henkels martialische Polizeischau
Wasserwerfer am 1. Mai
Am Axel-Springer-Hochhaus stehen zwei Wasserwerfer. Ein grüner mit Berliner Kennzeichen und ein blauer aus Schleswig-Holstein. Davor lümmeln Polizisten breitbeinig an Absperrgittern herum. Überall, wo am 1. Mai demonstriert wird, stehen die Monstren: in Schöneweide, in Kreuzberg, in Mitte. Noch nie habe er in Berlin so viele Wasserwerfer gesehen, sagt ein Beamter, der es wissen muss.
Berlin besitzt überhaupt nur fünf von diesen Fahrzeugen. Insgesamt befinden sich am 1. Mai laut Polizei 16 Wasserwerfer in der Stadt. Die Order „Wasser marsch“ kommt in Schöneweide. Dort werden Nazigegner berieselt, die sich den rund 400 NPDlern in den Weg stellen wollen.
Bei den anderen Fahrzeugen bleibt die Düse aus. Auch unter der rot-roten Vorgängerregierung hatte die Polizei am 1. Mai Wasserwerfer im Einsatz. Aber die parkten versteckt in Seitenstraßen. Das Nichtsichtbarsein ist fester Bestandteil des Deeskalationskonzepts.
Hinter der martialischen Zurschaustellung der 30-Tonner steckt Kalkül. Ein Wasserwerfer aus Hannover hat sogar einen Wackel-Pitbull hinter der Frontscheibe. Psychologische Kriegführung nennt man das. Stuttgart 21 lässt grüßen. Jeder weiß, dass dort ein Rentner bei den Protesten gegen den Bahnhofsumbau durch einen Wasserwerfer sein Augenlicht verloren hat.
Polizeipräsident Klaus Kandt und Innensenator Frank Henkel (CDU) sonnen sich am Donnerstag in dem Erfolg, der 1. Mai 2013 sei der friedfertigste seit 1987 gewesen. Die Wahrheit ist: Henkel hat die Stadt zur Spielwiese für seine eigenen Gewaltfantasien gemacht. Ausdruck davon ist, dass die Autonomen von den uniformierten Einheiten im engen Spalier wie am Nasenring zum Endpunkt der Demonstration eskortiert werden. Der Anblick hat etwas Demütigendes. Dieses Bild wird nicht nur der linken Szene lange in Erinnerung bleiben. PLUTONIA PLARRE