: Zur Not eben aufs Dach
VERKEHR Nach dem Umbau des S-Bahnhofs Warschauer Straße wird es an Fahrradstellplätzen mangeln. Jetzt sollen bauliche Varianten geprüft werden
Mit dem Umbau des S-Bahnhofs Warschauer Straße fallen viele Abstellflächen für Fahrräder weg. Nun prüft die Deutsche Bahn, ob man die Räder auf den Bahnsteigdächern anschließen kann. Das sei eine „zukunftsorientierte Option für ein Abstellangebot“, heißt es in der Antwort von Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Clara Herrmann.
2.550 Nutzer am Tag
Die Haltestellen von U-Bahn, Tram und S-Bahn an der Warschauer Brücke benutzen täglich 85.000 Menschen. „Geht man davon aus, dass auch dort circa drei Prozent der Fahrgäste Bike-and-Ride-Nutzerinnen und -Nutzer sind, fahren 2.550 Fahrgäste jeden Tag den S-U-Bahnhof Warschauer Straße an und benötigen einen Abstellplatz“, so Gaebler. Die gibt es aber nicht: „Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage ist (…) sehr groß.“
Derzeit nutzen viele Radfahrer die Gitter des Übergangs zwischen Brücke und Bahnsteig. Mit dem bis 2016 terminierten Umbau fällt diese Fläche weg: Die Bahnsteige beginnen direkt unter der Brücke, es entsteht eine Bahnhofshalle. Die Fußgängerbrücke von der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof wird verlängert, damit die Besucher nach Veranstaltungen direkt zum S-Bahnhof gelangen. Der erhält zwei Bahnsteige, an einem fahren die Züge stadtein-, am anderen stadtauswärts. Derzeit sind die Bahnsteige nach Linien getrennt. Wer ins Zentrum fahren will, muss raten, von welchem Bahnsteig zuerst ein Zug fährt.
Der Senat hat seit 2001 rund zweieinhalb Millionen Euro investiert, um 8.000 neue Fahrradständer an S- und U-Bahnhöfen sowie Bus- und Tramhaltestellen zu schaffen. In Zukunft sollen jährlich 600 Stellplätze an S-Bahnhöfen und 500 an Haltestellen der BVG entstehen. Auf der Warschauer Brücke selbst sei das nicht möglich, „aufgrund der Aufrechterhaltung der Verkehrsfunktion“, schreibt Gaebler. Die Brücke sei zu schmal. Übergangsweise könnten 40 Fahrradbügel auf dem Rasen nordöstlich der Brücke entstehen. Weil es von dort noch hundert Meter über die Brücke bis zum S-Bahnhof seien, wachse die Gefahr, dass die Abstellplätze nicht angenommen werden und die Radfahrer auf der Brücke wild parken.
Die Bahn AG prüft daher derzeit mehrere Varianten. Die Brücke könnte um eine Abstellfläche verbreitert werden, der Fußgängerübergang zwischen Brücke und S-Bahn könnte stehen bleiben und mit Bügeln ausgestattet werden – oder die Räder kommen aufs Dach. SEBASTIAN HEISER