: Straßen für alle
VERKEHRSPOLITIK In fünf Stadtteilen sind Gemeinschaftsstraßen vorgeschlagen worden. Ob und wie sie eingerichtet werden, wird per Bürgerbeteiligung geklärt
Die Bürgerschaft hat für das Programm im ersten Schritt sieben Millionen Euro bereitgestellt. In Angriff genommen werden sollen:
■ St. Georg: die Lange Reihe zwischen Spadenteich und Schmilinskystraße.
■ Ottensen: das an den Spritzenplatz stoßende „V“ aus Bahrenfelder Straße und Großer Rainstraße.
■ Eimsbüttel: das Nordende der Osterstraße zwischen Heußweg und Hellkamp.
■ Bergedorf: der Weidenbaumsweg neben dem neuen ZOB.
■ Langenhorn: die Tangstedter Landstraße zwischen Langenhorner Chaussee und Krohnstieg.
Fünf Bezirke wollen eine Innovation der Verkehrspolitik ausprobieren. In Altona, Mitte, Eimsbüttel, Nord und Bergedorf soll jeweils eine Straße zur „Gemeinschaftsstraße“ umgewidmet werden, in der sich alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen bewegen können. Die Vorschläge sollen mit den Anliegern diskutiert und ausgestaltet werden. Die Bürgerbeteiligung kann auch dazu führen, dass ein Vorhaben abgelehnt wird. „Die Idee der Gemeinschaftsstraße lebt von Akzeptanz“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) am Freitag.
Die Idee der Gemeinschaftsstraße geht unter der Bezeichnung „Shared Space“ (gemeinsam genutzter Raum) auf den verstorbenen Verkehrsplaner Hans Monderman zurück. 2008 hat das Straßendorf Bohmte bei Osnabrück seine Ortsdurchfahrt entsprechend umgestaltet. Hamburg wäre eine der ersten Großstädte, die das Konzept ausprobieren würde.
Ziel des Konzeptes ist es, ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu schaffen, bei dem alle einander im Blick haben und aufeinander Rücksicht nehmen und das nicht vom Auto dominiert wird. Im Extremfall könnte das heißen: alle Bürgersteige und Verkehrsschilder weg, weniger Parkplätze, die die Fußgänger behindern und verdecken, sowie eine Fahrbahn, die nicht mehr als 20 oder 30 Stundenkilometer zulässt. „Es gilt das Prinzip des sich selbst erklärenden Straßenraums“, sagte Michael Hoyer von der Baubehörde.
Wie das im Einzelnen gestaltet wird, ist Sache der Anwohner und Gewerbetreibenden vor Ort. Zu den ausgewählten Projekten gehören so unterschiedliche Straßen wie die breite, offene Osterstraße zwischen Heußweg und Hellkamp sowie die enge, verbaute Bahrenfelder Straße zwischen Ottenser Hauptstraße und Alma-Wartenberg-Platz. Ob die Kantsteine versenkt werden, welcher Straßenbelag gewählt wird, wie viele Schilder übrig bleiben – all das soll von Fall zu Fall entschieden werden.
Der Bezirk Harburg arbeitet derzeit noch an Vorschlägen. Die Wandsbeker Bezirksversammlung hat sich am 21. Januar mit den Stimmen von FDP und CDU gegen eine Teilnahme an dem Programm ausgesprochen. Die FDP hatte das damit begründet, „dass die selbst erklärenden Straßenräume zu Lasten der schwächeren Verkehrsteilnehmer gehen“. GERNOT KNÖDLER