: Edle Privatschulkette gerät ins Wanken
BILDUNG Die Phorms-Schulen galten als Primus im Privatschulsektor. Jetzt macht die erste Filiale dicht
BERLIN taz | „Das Berliner Phorms-Management hat uns nach Strich und Faden belogen“, schnaubt die wütende Mutter aus Hannover. „Noch vor kurzem hatte es geheißen, dass Kindergarten und Grundschule auf jeden Fall bestehen bleiben.“ Doch davon kann keine Rede sein. In Hannover werden die Phorms-Bildungseinrichtungen auslaufen. Damit endet aber nicht nur eine Grundschule, sondern womöglich ein ganzes Geschäftsmodell.
Keine deutsche Privatschule ist derart selbstbewusst aufgetreten wie die Phorms-Management AG mit acht Schulen in Deutschland. „Wir wissen, wie gute Schule geht“, lautete einer der flotten Sprüche der Geschäftsführerin Béa Beste. Sie bestand sogar darauf, mit Bildung Profit machen zu wollen. Das Schulgeld kostet bis zu 1.200 Euro. Doch an Profit ist zunächst nicht mehr zu denken.
Nicht mal mehr an Schule, jedenfalls nicht in Hannover. Der Geschäftsführer der Phorms-Holding, Klaus Lechner, versicherte im Gespräch mit der taz zwar, „dass alle 120 Kinder in Hannover einen geordneten Grundschulabschluss bekommen werden“. Die Frage ist nur: Welche Eltern lassen ihre Lieben in einer Geisterschule, die keine neuen Kinder mehr bekommt?
Die Eltern kämpfen indes wie die Löwen und suchen einen neuen Träger. „Mein Sohn sagt mir, ‚ich freue mich jeden Tag, in die Schule zu gehen‘ – daher tun wir Eltern alles, um die Schule zu retten“, berichtet Michael Freidel von einer Retter-Initiative. Phorms-Geschäftsführer Lechner hat den Eltern etwas in Aussicht gestellt: Phorms werde bei einer Übernahme der 120-Kinder-Schule einen erheblichen Teil der Ersparnisse zur Verfügung stellen.
Denn für Lechner, Beste und Phorms geht es längst um den Ruf der ganzen Kette mit Standorten von München bis Hamburg und von Köln bis Berlin. Fast 2.000 Schüler hat die Phorms-Kette in Deutschland. „Natürlich gibt es kritische Nachfragen aus anderen Schulen, ob und wie es weitergeht“, gesteht Geschäftsführer Lechner. Er versichert: „Wir haben laut unseren Wirtschaftsprüfern genug Substanz, um weiterzumachen.“
Auch an der Kölner Schule berichten Eltern, der Umgang mit ihnen sei unseriös. „Da wurden Versprechen nicht eingehalten, Leistungen nicht erbracht, auch die Finanzierung war unklar“, sagte Elternvertreterin Mira Calderón der Financial Times. „Das Konzept ist super“, sagte die Mutter, „aber das Management ist eine Katastrophe.“ CHRISTIAN FÜLLER