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Archiv-Artikel

Geld macht glücklich

Vor zehn Jahren wurde das Hamburger Spendenparlament als weltweit erstes gegründet. Heute wird der runde Geburtstag im Michel gefeiert

„Hier weiß ich, dass das Geld da ankommt, wo es hin soll“

Von Maja Abu Saman

Geld macht die Mitglieder des Hamburger Spendenparlaments glücklich. Seit zehn Jahren sorgen die Parlamentarier – inzwischen sind es 3.300 – mit der Finanzierung von Projekten gegen Armut und Einsamkeit für mehr soziale Wärme in der Hansestadt. Heute feiert das weltweit erste und größte Spendenparlament, das Nachahmer von Lübeck bis Zürich gefunden hat, den runden Geburtstag im Hamburger Michel. Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) wird die Festrede halten, ein Grußwort spricht Bürgermeister Ole von Beust (CDU).

„Das Spendenparlament ist eine großartige Hamburger Institution: Es setzt die Tradition des hanseatischen Bürgersinns fort“, betont von Beust. Gleichzeitig forderte er die Hamburger auf, das Engagement des Spendenparlaments kräftig zu unterstützen. Dafür wirbt auch eine Plakataktion im Jubiläumsjahr unter dem Motto „Geld macht glücklich“.

Viele hundert soziale Projekte in der Hansestadt wurden bisher mit insgesamt 3,6 Millionen Euro gefördert, sagt der Parlamentsvorsitzende Dirk Bleese. Der frühere IBM-Manager leitet seit acht Jahren die Geschicke der Bürgervereinigung, die in Not geratenen Menschen durch Sammlung und Verteilung von Spenden hilft.

Für einen Jahresbeitrag von 60 Euro kann man Mitglied des Spendenparlaments werden. Dreimal im Jahr kommen die Parlamentarier zusammen, um zu bestimmen, welche Hilfsprojekte Geld erhalten sollen. „Die Möglichkeit, direkt mitzubestimmen, wofür das Geld verwendet wird, ist einmalig“, meint Bleese. Als Manager sei er mit der „rauen Wirklichkeit des Elends“ früher nicht in Berührung gekommen. Er habe zwar geahnt, dass vieles nicht in Ordnung sei, „aber wie groß die Not tatsächlich ist, weiß ich erst heute“, sagt der 67-Jährige.

Die 65-jährige Edith Möller hatte früher beruflich mit dem Tourismus in Hamburg zu tun. Heute ist sie eine der rund 50 aktiven Spendenparlamentarier, wirbt und berät neue Mitglieder. „Ich wollte als Rentnerin nicht den ganzen Tag staubsaugen, das war schon vorher klar“, sagt sie. Ein Engagement im Spendenparlament erschien ihr genau richtig: „Hier weiß ich, dass das Geld da ankommt, wo es hin soll.“

Zu den Adressaten gehören Vereine wie „Sucht und Wendepunkt“ – eine Initiative, die Kindern von Alkoholkranken hilft, die Suppenküche „Cantina“ für Obdachlose und Arme in Ottensen oder das Projekt Kirchenkaten, ein Platz für Menschen ohne Zuhause. Auch der „Mitternachtsbus“ oder das Obdachlosen-Magazin Hinz&Kunzt erhalten finanzielle Zuwendungen vom Spendenparlament.

Wie nachhaltig diese wirken, zeige auch eines der ersten Projekte, die Nähstube „Samt+Seide“, sagt Bleese. Vor fast zehn Jahren erhielten arbeitslose Frauen in Steilshoop dadurch eine neue Chance. Aus der Idee sei eine „Erfolgsstory“ geworden – wie aus dem Hamburger Spendenparlament selbst.

Kontakt und Infos: www.spendenparlament.de.