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DER MORD AN ILAN HAMILI WECKT ÜBER FRANKREICH HINAUS ÄNGSTEEine neue Qualität der Bedrohung

Behörden und Medien hielten sich in ihrer Beurteilung der Tat zunächst zurück. Aus gutem Grund: Vor zwei Jahren, als Frankreich von einer Welle von Übergriffen auf jüdische Einrichtungen erschüttert wurde, hatte ein Vorfall in der Metro von Paris für große Aufregung gesorgt; doch später stellte sich die Geschichte als fingiert heraus. Im Fall der Entführung, brutalen Misshandlung und Ermordung des 23-jährigen Ilhan Halimi sprechen einige Begleitumstände nun für einen antisemitischen Hintergrund. Zwar war Judenhass wohl kaum das treibende Motiv für die Tat, sondern kriminelle Geldgier. Aber die Gang soll sich einen Juden als Opfer erkoren haben, weil sie von dem Vorurteil ausging, dessen Familie müsse reich sein. Die Mutter des Getöteten ist überzeugt: „Wäre Ilan Halimi kein Jude gewesen, er würde noch leben.“

Wenn das stimmt, dann spricht dieses Verbrechen – wie schon der Überfall eines rechtsradikalen Messerstechers auf eine Synagoge in Moskau im Januar, bei der acht Gottesdienstbesucher verletzt wurden – für eine neue Qualität des Antisemitismus in Europa: Zum einen gibt es in beiden Fällen keinen Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt, dessen Eskalation vor zwei Jahren noch die Übergriffe auf Synagogen und jüdische Einrichtungen in Frankreich angefacht hatte. Zum anderen ist es die Gefahr für Leib und Leben, der sich Juden nun mancherorts ausgesetzt fühlen.

In Frankreich haben diese Ängste in den letzten Jahren bereits zu einem verstärkten Exodus nach Israel geführt; dieser Trend dürfte nun noch zunehmen. Dass beim Gedenkmarsch für Ilan Hamili an diesem Sonntag in Paris neben vielen führenden Politikern auch Köpfe der muslimischen Gemeinde mitmarschieren, ist deshalb ein wichtiges Zeichen; zumal die Täter offenbar Muslime waren.Gut auch, dass der französische Islamrat seine Solidarität mit der Familie des Opfers erklärte, so wie auch die russisch-orthodoxe Kirche das Attentat in Moskau klar verurteilt hat. Noch wichtiger aber ist der Kampf gegen antisemitische Einstellungen auf allen Ebenen der Gesellschaft: in den Schulen, Medien und in der Öffentlichkeit. DANIEL BAX

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