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Archiv-Artikel

Der Star mit den grünen Augen

WERKSCHAU Zeitgeist des „Swinging London“: Das Hamburger Metropolis-Kino zeigt allerlei Filme mit der britischen Schauspielerin Rita Tushingham

Von HIP

Meist reicht es, wenn sie in einer Handvoll von Filmen mitspielen, und bald sind sie die Ikonen für ganze Kino-Bewegungen im Kino: Was etwa wäre die Nouvelle Vague ohne Jeanne Moreau, was „New Hollywood“ ohne Faye Dunaway – und was das britische „Free Cinema“ ohne Rita Tushingham?

Mit ihren großen grünen Augen und der rebellischen Haltung verkörperte sie wie keine andere den Londoner Zeitgeist in den frühen 1960ern. Mögen auch Diana Rigg („Emma Peel“) und das Model Twiggy größere Stars gewesen sein: Gerade, dass Tushingham immer ein freches, proletarisches Mädchen blieb, passte zu den immer etwas dreckigen Anfängen der englischen Nachkriegs-Jugendkultur.

Kein Wunder also, dass Horst Königstein sie 1989 in seiner Beatles-Reminiszenz „Hard Days – Hard Nights“ besetzte. Und so eröffnet – in Erinnerung an den im Mai verstorbenen Regisseur – nun dieser an den Originalschauplätzen gedrehte Musikfilm eine Hamburger Werkschau für Rita Tushingham (Fr, 19 Uhr). Danach läuft um 21.15 Uhr die wilde Komödie „The Knack … And How to Get It“, die Richard Lester zwischen seinen beiden Filmen mit, eben: den Beatles drehte. Tushingham spielt ein Mädchen vom Lande, das in London zwei junge Männer belagern. Einer hat den „gewissen Kniff“, der andere ist ein früher Stadtneurotiker, und so albern sich die drei durch den bis heute frisch gebliebenen Film.

Ihr Debüt hatte die 1942 geborene Liverpoolerin 1961 in Tony Richardsons „A Taste of Honey“ (23. und 26. 7.) gegeben. Heute wirkt dieses Drama über ein einsames Mädchen, das einem eintönigen Industrieviertel zu entfliehen hofft, indem es sich mit einem farbigen Matrosen einlässt, zwar ein wenig weinerlich. Aber man erkennt, warum diese Rolle Tushingham zum Star des jungen britischen Kinos machte.

Bei „The Leather Boys“ (20. und 28. Juli) von Sidney J. Furie lässt sich gut erkennen, warum viele Filme des „Free Cinema“ etwas spöttisch „kitchen sink films“ genannt werden, „Spülbeckenfilme“: Da droht ein Rockerpaar nach der Hochzeit zu verspießern, aber Dot – Rita Tushingham – weigert sich, als Hausfrau zu versauern.

Richard Lester arbeitete 1969 in „The Bed Sitting Room“ (24. und 30. 7.) noch einmal mit ihr. In dieser Farce um eine Handvoll von Menschen, die den Atomkrieg überlebt haben, spielt sie eine Schwangere. Lesters Film ähnelt in Machart, Stil und Stimmung denen der Komikertruppe Monty Python – weil er aber ein paar Jahre zu früh dran war, wurde es ein schlimmer Flop.

Bei der Werkschau fehlen die großen Filme, in denen Tushingham kleine Rollen hatte wie „Dr. Schiwago“ und spätere Auftritte wie 2004 in Istvan Szabos „Being Julia“. „Nächte mit Joan“ (20. 7.) ist ein weiterer Film Königsteins. Und bei „The Girl with Green Eyes“ (21. und 25. 7.) war 1964 der Titel wie maßgeschneidert.  HIP

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