ALARM IN BOCHUM: OPEL WILL WIEDER EINEN STANDORT SCHLIESSEN
: Bestandsgarantie ohne Halbwertszeit

Kaum ist der AEG-Streik in Nürnberg beendet, droht die nächste Werksschließung in Deutschland. Wurden die Opel-Belegschaft und die Kollegen von Vauxhall in England Ende 2004 von ihren Bossen schlicht und ergreifend veralbert? Es scheint so zu sein. GM Europe jedenfalls kündigte gestern die baldige Schließung „des einen oder anderen Werkes“ an – trotz der Arbeitsplatzgarantie für die Restbelegschaft nach dem Abschluss des Schrumpfungsprozesses um 12.000 Stellen und zur Blamage des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz. Bei Opel in Bochum war man damals gleich skeptischer und kämpferischer eingestellt. „Vorstandsversteher Franz“, wie ihn seine Kritiker nannten, ließ sich dennoch feiern.

Die Garantie ist also statt im Jahr 2010 jetzt schon erloschen, nach kaum mehr als einem Jahr – obgleich die Verkaufszahlen aktuell steigen und bei Opel wieder schwarze Zahlen in Sicht sind. Doch ausgerechnet mit dem Modellwechsel beim erfolgreichen „Astra“ Ende 2006 soll eine GM-Produktionsstätte in Europa geschlossen werden. Und es werden wohl die Bochumer sein, die in den Planungen keine Rolle mehr spielen. Das Werk als einer von vier Standorten für die Produktion des „Astra“ gilt als veraltet, während die anderen beiden Autofabriken in Polen und in Belgien hochmoderne Produktionsstätten sind. Allenfalls noch Sorgen machen müssen sich die Automobilwerker von GM in England. Opel heißt dort Vauxhall, und das Werk ist auch nicht mehr das modernste.

Rasch versprachen sich gestern die Arbeitnehmervertreter aus allen vier Standorten, von denen der „Astra“ kommt, wechselseitig Solidarität. Was davon zu halten ist, wird sich zeigen, wenn bei Opel in Bochum die Schließungsverfügung aus den USA auf dem Tisch liegt. Die Bosse bei Opel hätten in den Verhandlungen damals nur aus Angst vor „destruktiven Streiks“ nachgegeben, sagen sie. Den Druck auf die Arbeitgeber haben allerdings schon damals die Bochumer ausgeübt – und nicht „Franz der Bremser“. Jetzt sind erst mal Betriebsratswahlen – und danach ist die Belegschaft in Bochum am Zug. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT