: Keine Frau für die zweite Liga
Tanja Schulte grüßt freundlich in die Runde, als sie das Bistro in Cloppenburgs Innenstadt betritt. „Das ist hier sozusagen mein Wohnzimmer“, sagt die Trainerin der Frauen des BV Cloppenburg. Als der Verein die Bochumerin vor drei Jahren holte, wohnte sie 14 Monate im Hotel, das zum Bistro gehört. Damals ist die Cloppenburger Frauenmannschaft das Kellerkind der zweiten Bundesliga.
Mittlerweile hat Schulte eine eigene Wohnung und die Frauen des BV Cloppenburg sind in die erste Liga aufgestiegen. Als das Team 2011 den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga schaffte, sagte Schulte: „Wir brauchen Ziele und ich bin die Falsche, wenn es sich die Mannschaft in der zweiten Liga bequem machen will.“ Der Verein reagierte und es wurden neue Spielerinnen gekauft. „Das hat nicht jedem gefallen, weil vorher alle Mädels aus der Region kamen“, sagt Schulte. Aber man müsse sich eben verändern, wenn man etwas erreichen wolle.
Möglich machte diese Veränderung auch der Hauptsponsor, ein Feinkost-Unternehmen aus der Region, das sich auch für große Sportvereine wie Borussia Dortmund engagiert. „Wir haben hier gute Bedingungen, da ist langfristig viel möglich“, sagt Schulte. Das war bei ihren vorherigen Stationen als Trainerin nicht immer so.
Mit zehn Jahren beginnt Schulte ihre Karriere als Spielerin beim TuS Harpen. Die Leidenschaft für Fußball hat sie von ihrem Vater. „Da hätte es nie etwas anderes gegeben“, sagt sie. Es gibt Anfragen von anderen Vereinen, aber sie wechselt erst mit 24 Jahren zu Wattenscheid 09. Hier schießt sie 2004 das erste Tor in der neu gegründeten zweiten Bundesliga für Frauen.
Mit 30 Jahren beendet sie aufgrund einer Verletzung ihre Karriere. Als Trainerin arbeitet sie da schon lange. Mit 18 Jahren beginnt sie eine Mädchenmannschaft zu trainieren. „Das hat mir einfach Spaß gemacht“, sagt sie. Sie trainiert da auch die spätere Weltmeisterin Annike Krahn.
Als Trainerin führt Schulte Wattenscheid 09 und Herford in die erste Bundesliga. Zweimal wird sie auch wieder entlassen. „Höhen und Tiefen gehören zum Sport mit dazu“, sagt sie.
In Cloppenburg gab es für die Trainerin bisher eher Höhenflüge. Auf dem bisherigen Erfolg ausruhen will sie aber nicht und hat auch für die kommenden Saisons schon wieder klare Ziele vor Augen. „Die Klasse frühzeitig sichern, die Mannschaft langfristig in der ersten Liga etablieren und in einigen Jahren die großen Vier Frankfurt, Bayer, Wolfsburg und Potsdam angreifen“, sagt Schulte. Ihre Mannschaft nennt sie einen schlafenden Riesen. „Wenn man es richtig angeht, ist sicherlich einiges möglich“, sagt sie. CHANTAL TAJDEL