: „Öffentlichkeit hilft“
Die Konzernspitzen lieben die Kritischen Aktionäre gar nicht und reagieren oft aggressiv auf deren Beiträge
taz: Herr Mathews, wie reagieren die Firmenleitungen auf Auftritte der Kritischen Aktionäre in ihren Hauptversammlungen?
Henry Mathews: Das kommt auf die Stimmung an, die in der Hauptversammlung herrscht. Wenn wir bei Rheinmetall Rüstungsexporte kritisieren oder bei der Deutschen Lufthansa die Abschiebung von Flüchtlingen, sind die meisten Aktionäre gegen uns. Dann reagiert auch der Vorstand sehr aggressiv. Dass DaimlerChrysler Landminen produziert, sehen dagegen auch viele Aktionäre kritisch, weil sie dachten, eine reine Auto-Aktie zu besitzen. Deshalb muss der Vorstand auf unsere Argumente eingehen, wenn wir das ansprechen.
Wie hat sich das Verhalten der Firmenleitungen über die Jahre verändert?
Vor zwanzig Jahren haben die Vorstände noch versucht, unsere Themen ganz abzubügeln. Inzwischen müssen sie antworten, weil das öffentliche Interesse zu groß ist.
Wird Ihre Arbeit behindert?
Häufig behaupten die Versammlungsleiter, unsere Themen würden nicht zur Tagesordnung gehören, und stellen uns das Mikrofon ab. Aber wir beantragen, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, und das müssen wir natürlich begründen dürfen. Die Lufthansa hat ihren Aktionären auch einmal das Infomaterial abgenommen, das wir vor der Tür verteilt haben. Das ist natürlich absolut illegal.
Wo sind die Grenzen der Kritischen Aktionäre?
Man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass wir eines Tages Abstimmungsmehrheiten in deutschen Hauptversammlungen erreichen, wenn sich uns nur mehr Kleinaktionäre anschließen. Aber die Tatsache, dass uns jährlich 5.000 Aktionäre ihre Stimmrechte übertragen, unterstreicht, dass immer mehr Menschen darüber nachdenken, wie ihre Dividende verdient wird.
INTERVIEW: DIRK ECKERT