: Nicht unverwundbar
HANDBALL Der HSV besiegt den TBV Lemgo 32 : 31 und verteidigt die Tabellenführung vor dem THW Kiel
MARTIN SCHWALB, HSV-TRAINER
Dem Retter des Heimsieges stand nicht der Sinn danach, etwas zu beschönigen. Johannes Bitter wischte sich mit dem Ärmel seines Torhüter-Trikots den Schweiß aus seinem Gesicht, auf dem kein Ausdruck von Zufriedenheit zu finden war, und setzte zu einer schonungslosen Kritik in eigener Sache an.
Dass sich seine Mannschaft, der HSV Hamburg, vor 13.171 Zuschauern im Handball-Bundesligaspiel gegen den TBV Lemgo mit einem 32 : 31 durchgesetzt und mit 45 : 5 Punkten die Tabellenführung vor dem THW Kiel (40 : 6) verteidigt hatte, war in jenem Augenblick ohne Belang. Bitter war entsetzt, dass der HSV eine 29 : 20-Führung (50.) fast noch verspielt hätte. „Ich weiß auch nicht, warum es in den letzten zehn Minuten so gelaufen ist. Das ist unverständlich“, sagte Bitter. Er sei schon während der Partie ratlos gewesen. „Ich dachte nur: Das gibt es doch nicht. Bei jedem Angriff sagte ich mir, dass doch etwas funktionieren müsste. Aber dazu kam es nicht, weil wir ein bisschen überheblich waren. Wir haben 50 Minuten hervorragend gespielt und sind dann eingebrochen“, sagte Bitter, der in der Schlusssekunde einen Wurf des TBV-Rückraumspielers Rolf Hermann parierte.
Gewissermaßen auf der Zielgeraden der Partie wurde Lemgo doch noch seinem Ruf gerecht, für die Titelkandidaten Hamburg und Kiel eine echte Bewährungsprobe zu sein. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Ostwestfalen hätten sich eine Woche nach dem furiosen 32 : 30-Heimsieg gegen Kiel auch in Hamburg durchgesetzt. Die Gäste fühlten sich zudem vom guten Schiedsrichter-Gespann Lars Schaller /Sebastian Wutzler um einen Punkt gebracht. Sie hatten vor dem entscheidenden Treffer von Krzysztof Lijewski zum 32 : 31 einen Pfiff gehört. „Es war so deutlich ein Pfiff zu hören, dass es mir ein Rätsel ist, warum so etwas unter den Tisch fallen gelassen wird“, haderte TBV-Manager Volker Zerbe. Das Tor wurde nach einer Beratung für gültig erklärt.
HSV-Trainer Martin Schwalb mochte sich weder mit dieser strittigen Szene aufhalten, noch damit, dass seine Spieler beinahe noch einen schon sicher geglaubten Erfolg verschenkt hätten. Ein Sieg ist ein Sieg ist ein Sieg – nach diesem Motto handelte er. „Ich bin froh, dass wir die zwei Punkte haben. Wir haben 50 Minuten lang hervorragend gespielt. Ich lasse mir da nichts hineinreden“, sagte Schwalb. Er dürfte aber nicht übersehen haben, dass seine Mannschaft bei weitem nicht so unverwundbar ist, wie er dies gerne hätte. CHRISTIAN GÖRTZEN