: Einzelhaft für Regimekritik
ASERBAIDSCHAN Die Haftbedingungen für den Journalisten Ejnulla Fatullajew verschärften sich
Emin Fatullajew, Vater des in Aserbaidschan zu achteinhalb Jahren verurteilten Journalisten Ejnulla Fatullajew, hat Angst um sein Leben. Dies berichtet das in New York ansässige „Committee to Protect Journalists“. Ein anonymer Anrufer, so das Komitee, habe dem Vater des Journalisten telefonisch die physische Vernichtung der Familie angedroht, sollten er und sein Sohn weiter mit Erklärungen an die Öffentlichkeit gehen.
Wegen mehrerer Artikel zum Karabach-Konflikt war Ejnulla Fatullajew, Herausgeber der regierungskritischen Zeitung Reales Aserbaidschan, 2007 zu zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Bereits in Haft wurde Fatullajew aufgrund einer neuen Anklage am 30. Oktober 2007 zu achteinhalb Jahren wegen „Aufruf zum Terror“, „Anstachelung zum nationalen Hass“, und Steuerhinterziehung verurteilt.
Am 29. Dezember 2009 „entdeckten“ aserbaidschanische Sicherheitskräfte Heroin bei den Habseligkeiten des Journalisten. Das ungewöhnliche an dem Fund: Das Heroin hatte man ausgerechnet in der Hochsicherheitsstrafkolonie Nr. 12 entdeckt. Zur gleichen Zeit erhob Fatullajew schwere Foltervorwürfe gegen die Gefängnisadministration. Diese, so die aserbaidschanische Staatsanwaltschaft, entbehrten jedoch jeglicher Grundlage.
Die Haftbedingungen Fatullajews seien in der jüngsten Zeit schärfer geworden. Dies berichtet der aserbaidschanische Menschenrechtler Avas Hasanov der taz. Mehrfach sei in diesem Jahr für Fatullajew Einzelhaft angeordnet worden. Gleichzeitig sei eine internationale Kampagne für die Freilassung des Journalisten in Gang gekommen. Auf Initiative von Amnesty International setzten sich viele Menschen weltweit in Briefen an die aserbaidschanischen Behörden für den inhaftierten Journalisten ein.
Fatullajews ehemaliger Chef, der Journalist Elmar Husejnow, war 2005 unter ungeklärten Umständen ermordet worden. Dass Ejnulla Fatullajew auf eigene Faust nach den Mördern suchte, mag mit ein Grund dafür sein, warum Aserbaidschans Machthaber so unerbittlich gegen ihn vorgehen.
Fatullajew selbst glaubt, dass seine Recherchen im Mordfall Husejnow die Justiz veranlasst haben, ihn in Haft zu setzen. Mehrfach sei ihm zu verstehen gegeben worden, dass die Umstände des Mordes von Husejnow Staatsgeheimnis seien und man nicht zulasse, dass Fatullajew hier tätig werde.
Auch der Tod von Nowrusali Mamedow, Chefredakteur der Zeitung Tolyscho sado, der im August 2009 unter merkwürdigen Umständen in Haft umgekommen ist, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.
Hasanov äußerte sich pessimistisch über eine vorzeitige Freilassung von Fatullajew. Es gebe keine Anzeichen einer Begnadigung oder vorzeitigen Entlassung, sagte Hasanov der taz. Fatullajews Eltern fürchten vielmehr, dass ihrem Sohn etwas im Gefängnis zustoßen könne.
BERNHARD CLASEN