piwik no script img

Archiv-Artikel

Klimarekorde: Von der Ausnahme zur Regel

KLIMA US-Behörde schlägt Alarm: 2012 gab es so wenig Eis in der Arktis und so viel CO2-Ausstoß wie noch nie. Antarktis bleibt stabil, Meeresspiegel legt um 3,5 Zentimeter zu. Kein Ende des Erwärmungstrends

WASHINGTON afp/ap | Die Arktis hat im vergangenen Jahr eine Rekordeisschmelze erlebt, während zugleich der Ausstoß des Klimagases CO2 auf einen historischen Höchstwert anstieg – und so viel Kohle und Öl verbrannt wurden wie nie zuvor. 2012 sei auch eines der zehn heißesten Jahre seit Beginn der wissenschaftlichen Temperaturmessung Mitte des 19. Jahrhunderts gewesen, heißt es in einer am Dienstag von der US-Behörde für Ozeanologie und Atmosphärenforschung (NOAA) in Washington vorgestellten Studie. „Die Ergebnisse sind frappierend“, sagte NOAA-Chefin Kathryn Sullivan. „Unser Planet als ganzes wird zu einem wärmeren Ort.“

„Eine Vielzahl von Beobachtungen aus dem Jahr 2012 bestätigen die Langzeittendenzen wie die besorgniserregende Zunahme des Ausstoßes von Treibhausgasen, den Anstieg des Meeresspiegels der Ozeane und die Schmelze des arktischen Eises“, fügte Sullivan hinzu. Laut dem jährlich erscheinenden NOAA-Klimabericht verkleinerte sich die Eisfläche in der Arktis 2012 auf 3,41 Millionen Quadratkilometer. Das ist die kleinste Fläche seit Beginn der Satellitenbeobachtung. „Die Oberflächentemperatur in der Arktis steigt doppelt so schnell an wie im Rest der Welt“, sagte die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Jackie Richter-Menge. „In der Arktis werden jährlich Rekorde oder Fastrekorde gemessen.“ Es handle sich nicht um „Ausnahmeerscheinungen“, sondern „um die Regel“. Die Eisschmelze trug auch zu höheren Wasserständen in den Ozeanen bei: Der Meeresspiegel erreichte 2012 eine Rekordhöhe und lag 3,5 Zentimeter über dem Schnitt der Jahre 1993 bis 2010. Bei den heißesten Jahren seit Mitte des 19. Jahrhunderts befindet sich 2012 auf dem achten oder neunten Platz.

Ein „großes Bild“ des Klimawandels forderte der Direktor des Nationalen Klimatischen Datenzentrums der USA, Tom Karl. Er widersprach der These von Klimaskeptikern, die zehnjährige Pause der Erwärmung der Erdoberfläche wecke Zweifel an der Theorie des Klimawandels. Dieser Blick sei nur eine „kurze Momentaufnahme“, in einem Zeitraum von 30, 50 oder 100 Jahren sei ein ziemlicher Anstieg zu beobachten.

Gute Nachrichten gab es dagegen aus der Antarktis: Dort blieb das Klima 2012 „relativ stabil“, wie es in der Studie heißt, an der 380 Wissenschaftler aus mehr als 50 Ländern beteiligt waren. Die maximale Ausbreitung des Eises erreichte im September 2012 sogar einen seit 1978 nicht erreichten Höchstwert. Auch nahm im vergangenen Jahr die Zahl der Tropenstürme nicht zu, wie es als Folge des Klimawandels erwartet wird. 2012 wurden 84 Tropenstürme gezählt, zwischen 1981 und 2010 waren es im Schnitt 89 im Jahr.