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Archiv-Artikel

„Eine richtige Community“

REHABILITATION Das Berufsförderungswerk Hamburg verspricht Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs. Der gelingt zwei von drei Teilnehmern innerhalb von sechs Monaten

„Wir reparieren, was mit den Menschen passiert ist“

Peter Müller, Marketingleiter des Berufsförderungswerks

VON UTE BRADE

Es ist 12.30 Uhr und in der Kantine des Berufsförderungswerkes (BFW) in Hamburg-Farmsen herrscht Hochbetrieb. Mittagszeit. Einige sind noch im Fitnessraum, andere schwimmen, in der Fahrradwerkstatt haben ein paar Männer ein Rad vor sich aufgebockt und schrauben daran herum.

Das 1962 gegründete Zentrum für berufliche Rehabilitation und Integration hilft Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben können, bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben. Durch Umschulungen: Von der Friseurin zur Elektronikerin. Vom Maurer zum Immobilienkaufmann. Von der Malerin zur Zweiradmechanikerin. Das verspricht das BFW auf seiner Internetseite.

„Wir reparieren, was mit den Menschen passiert ist“, sagt Peter Müller, Marketingleiter des BFW. „Und geben ihnen wieder eine Perspektive.“

Und das nicht nur in beruflicher Hinsicht. Eine ganzheitliche Förderung soll den Teilnehmern helfen, zurück in das Berufsleben zu gelangen. Dabei sind neben der fachlichen Qualifikation auch soziale Kompetenzen und körperliche sowie geistige Fitness wichtig: Lernen mit Stress umzugehen, konstruktiv zusammenzuarbeiten, den Körper auf die zukünftigen Anforderungen vorbereiten und den Gesundheitszustand stabilisieren.

Die Teilnehmer sind zwischen 25 und 50 Jahren alt, die meisten von ihnen Ende dreißig, Anfang vierzig. Zu den Hauptleiden zählen Rückenschmerzen, aber auch „typische Gesellschaftskrankheiten“ wie Allergien oder Depressionen, erklärt Müller. Viele der Teilnehmer sind körperlich behindert, haben eine medizinische Reha oder eine Operation hinter sich.

Das BFW sichtet zunächst die Unterlagen aus der Klinik und führt Gespräche mit den potenziellen Teilnehmern. Nach zwei Wochen Vorbereitung erstellt der persönliche Integrationsmanager, wie die Ausbilder im BFW genannt werden, ein Gutachten und entscheidet gemeinsam mit dem Teilnehmer, welche Qualifizierung er durchlaufen wird. Die Kosten übernehmen die Rentenversicherungsträger und die Agentur für Arbeit.

Die Programme dauern zwischen sechs und 24 Monaten, in denen die Teilnehmer neben der beruflichen Umschulung auch ein intensives Freizeit- und Sportangebot nutzen. Auf dem Gelände in Farmsen, das auch 800 Wohnungen beinhaltet, gibt es neben Schwimmbad und Fitnessraum eine Kegelbahn, ein Café und einen Partyraum.

Ziel des Integrationsprozesses ist, dass die Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen. Das funktioniert: Von den jährlich rund 1.400 Teilnehmern gelangen rund 65 Prozent nach spätestens sechs Monaten in eine feste Beschäftigung, sagt Müller. Er betont die starke Bindung des Hauses zu den Teilnehmern: „Wir sind eine richtige Community, auch nachdem die Umschulung beendet ist.“

Info: http://bfw-hamburg.info. Dienstags ist Infotag.