: Programm für alle
FESTIVAL Das Internationale Literaturfestival Berlin lockt Publikum mit Premieren und Prominenz
Viel Prominenz. Mehr als 170 AutorInnen aus über 40 Ländern sind dieses Jahr zu Gast beim 13. Internationalen Literaturfestival in Berlin. Unter ihnen: Salman Rushdie, Liao Yiwu, Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch und J. M. Coetzee. Das heißt schon was.
Salman Rushdie war zwar erst im letzten Herbst in Berlin, um ein neues Buch vorzustellen, aber seine Auftritte sind immer ein Ereignis. Wegen seines Romans „Die satanischen Verse“ rief der iranische Staatschef Chomeini 1989 per Fatwa zum Mord an ihm auf, der Vorwurf lautete Blasphemie. In seinem autobiografischen Roman „Joseph Anton“ schildert Rushdie sein Leben und seinen Kampf um die Meinungsfreiheit. Das Buch wird er am 15. September im Haus der Berliner Festspiele vorstellen.
Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu ist dagegen mittlerweile im Exil in Berlin, ihn kann man also häufiger in der Hauptstadt erleben. Aber auch sein Auftritt wird mit Spannung erwartet; schließlich kommt in diesen Tagen sein neues Gesprächsbuch, „Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch“, heraus, das im Rahmen des Festivals Premiere feiert.
Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch aus Weißrussland macht in Berlin zum Festival Zwischenstation in Deutschland, bevor sie im Oktober bei der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten wird. In „Secondhand-Zeit“ erzählt sie von dem Leben in Russland auf den Trümmern des Sozialismus.
Und der Auftritt des südafrikanischen Literaturnobelpreisträgers J. M. Coetzee ist sowieso eine Sensation. Der medienscheue Autor stellt seine neuen Roman, „Die Kindheit Jesu“, vor.
„Es gibt ein gutes Programm für alle Communitys“, sagte Festivalleiter Ulrich Schreiber auf der Pressekonferenz im Haus der Berliner Festspiele. Er hat wohl recht. Mit mehr als 200 Veranstaltungen, zu denen auch Ausstellungen über Comics, Computerspiele und ein umfassendes Programm für Kinder und Jugendliche gehören, kann das Festival diesem Versprechen gerecht werden.
Neben den Literaturen der Welt steht dieses Jahr ein Thema im Vordergrund: „Weltweisheit – Kulturen des Alterns“ lautet der Titel. Ein Projekt im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2013. Nicht nur auf die Herausforderung, vor der Deutschland wegen des demografischen Wandels steht, soll aufmerksam gemacht werden. Zehn internationale AutorInnen werden von ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Alter und den Bildern vom Altern in ihren Kulturen berichten.
Es geht auch um Politik
Und natürlich werden sich Lesungen und Podiumsdiskussionen um die politischen Themen der Zeit drehen: Auf die Situation in Afghanistan und Pakistan wird der britisch-pakistanische Journalist Ahmed Rashid einen „nichtwestlichen“ Blick ermöglichen. Die Krise in Europa, die Situation im Kongo und die arabischen Revolutionen und ihre Folgen sollen diskutiert werden.
Auftakt des Festivals ist die Veranstaltung „Berlin liest“ am 4. September ab 6 Uhr morgens, zu der sich schon mehr als 100 Personen angemeldet haben, die in ganz Berlin ihre persönliche, kurze Lesung halten. Die Eröffnungsrede im Haus der Berliner Festspiele bestreitet dann um 18 Uhr Taiye Selasi mit einem Vortrag über die Nichtexistenz einer afrikanischen Literatur. Die Autorin des Romans „Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ zählt zurzeit zu den bedeutendsten JungautorInnen Großbritanniens. SEYDA KURT
■ 4.–15. September; Programm: www.literaturfestival.com