Der multiple Meyer

Christian Meyer (Grüne) war für CDU und FDP schon vor dem Regierungswechsel eine Hassfigur. Dass sie ihn weiterhin bevorzugt attackieren, wundert am wenigsten den niedersächsischen Agrarminister selbst: „Einen der größten Kurswechsel gegenüber der Vorgängerregierung habe ich mit der Agrarwende zu verantworten“, sagt er.

Ungewöhnlich ist indes die momentane Schweigsamkeit des 38-Jährigen, den sonst eher ein Kommunikationsüberschuss auszeichnet: Auf Kanälen wie Facebook oder abgeordnetenwatch.de ist er aktiv, plus einmal die Woche bei Twitter. Seit 17. 8. aber gibt’s keinen Tweet mehr, und insgesamt hat die Paschedag-Affäre – der Upgrade-Staatssekretär mit Massagesitz – dem flinkzüngigen Holzminder die Sprache verschlagen. Meyer, der ein Gespür für die grüne Seele hat, weiß: Fette Dienstwagen zählen zu den Privilegien, die an der Basis scheiße ankommen.

Doch diese Ruhe wird bald enden – auch dank der Opposition. Denn treu der Boxerweisheit, dass es nachsetzen heißt, wenn der Gegner wankt, hat sie, während gestern der Stader Metaphysiker Horst Schrörshusen (Grüne) als neuer Staatssekretär ernannt wurde und bevor sich morgen der Landtag zur Paschedag-Sondersitzung trifft, nach neuen Vorwürfen gekramt. Bloß wirken die wie Aufbauhilfen: Während Helmut Dammann-Tanke (CDU) Meyer eine „Blamage für ganz Niedersachsen“ nennt, weil er zur – ergebnislosen – Agrarministerkonferenz in Würzburg im August nur Referatsleiter schickte, nimmt die FDP an seiner Demo-Teilnahme in Wietze Anstoß: Man wolle wissen, wie Meyer dabei „Amt und privates Demonstrationsvergnügen auseinanderhalten“ konnte.

So what? Er sei sogar, so Meyer, „von Verbraucher-, Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden als Minister zum Bauernfrühstück in Wietze eingeladen“ gewesen, einer Podiumsdiskussion. An der nahm er dann in seiner ganzen Vielfalt teil – als Abgeordneter, als Grüner, ganz auch als Mensch – und ganz Minister.  BES