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Archiv-Artikel

Er will endlich frei sein

ASYL Der ugandische Flüchtlingsaktivist Patras Bwansi lebt auf dem Oranienplatz. Gegen seine drohende Abschiebung haben am Dienstag rund 150 Unterstützer demonstriert

VON CEM GÜLER

Die Berliner Ausländerbehörde ist ein graues Gebäude am Friedrich-Krause-Ufer in Moabit. Frauen mit Kopftuch betreten den Komplex durch ein großes Stahltor, mit Aktenordnern in der Hand laufen ihnen stoppelbärtige Männer hinterher. Doch an diesem Dienstagmittag ist etwas anders. In voller Montur stehen knapp 20 Polizisten vor der Behörde. Der Grund: Demonstranten könnten die drohende Abschiebung eines ugandischen Flüchtlings verhindern wollen.

Es geht um Patras Bwansi, dessen Ausweisung in die Wege geleitet werden soll. Der Asylsuchende, der auf dem Flüchtlingscamp auf dem Kreuzberger Oranienplatz als Patrick bekannt ist und die Proteste mitorganisiert, hatte am 13. März 2012 seinen Aufenthaltsstatus in Deutschland verloren. Im August 2010 hatte der 34-Jährige in Passau Asyl beantragt, weil er sich in Uganda für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt hatte und deshalb verfolgt wurde.

„Patrick ist auch in Deutschland politisch aktiv, deshalb ist er den Behörden ein Dorn im Auge“, sagt Dirk Stegemann von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Er hat die Kundgebung angemeldet, gekommen sind rund 150 Leute. „No border, no nation, stop deportation!“, rufen die Menschen. Kurz darauf stehen sie mit ihren Transparenten vor dem Eisentor, an ihrer Spitze Bwansi, der die Hände zu einer Siegesgeste über den Kopf hebt. „Ich möchte endlich frei sein“, ruft er der Menge zu. Und: „Es ist das letzte Mal, dass ich in eine Behörde gehe.“ Diese Aussage trägt nicht zur Entspannung bei. Aktivisten rechnen mit Bwansis Abschiebung und wollen notfalls Autos der Justiz blockieren.

Verschlossene Türen

Der Termin in der Ausländerbehörde ist als Außentermin der ugandischen Botschaft angesetzt. Hinter verschlossenen Türen sitzen nur drei Personen: Patras Bwansi, ein Bundespolizist und ein ugandischer Botschafter. Nach der Verhandlung betont Bwansi, keine Aussagen gemacht und nichts unterschrieben zu haben. Denn bisher fehlen ihm die Ausreisedokumente, um Deutschland zu verlassen. Die Aktivisten hatten befürchtet, dass der Botschafter ihm diese überreichen und der Flüchtling in Abschiebehaft genommen würde. Da dass nicht geschehen ist, kann Bwansi vorerst wieder ins Camp auf dem Oranienplatz zurückkehren – mit mehr als ungewisser Zukunft.

„Das Verfahren ist schon relativ weit fortgeschritten“, sagt Aktivist Stegemann. „Jetzt können wir nur noch über politischen Druck etwas bewirken.“ In einer Onlinepetition, die seit Sonntag über 870 Leute unterschrieben haben, fordert er, dass Berlin Bwansis Asylverfahren von Bayern übernimmt und neu aufrollt.