der kommentar : Klappe, Kuttner!
Alle lieben Sarah Kuttner, weil die so irre schlagfertig und wortgewandt ist. Doch muss sie deswegen gleich ein Buch schreiben? Neinneinnein!
Neulich in der Buchhandlung. Einfach mal so gucken, was es Neues gibt. Nein … – das kann doch nicht … wahr sein! Spätestens als ich das Taschenbuch in der Hand halte, ist klar: Es ist wahr. Und so verdammt traurig.
Fassungslos beuge ich mich über das Cover von „Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens“ – besonders originell finde ich den Titel nicht. Eher angestrengt verschwurbelt. Genau wie die Autorin: Sarah Kuttner. Doch offenbar bin ich damit allein. Einsam wie Menschen, die Sex blöd finden.
Im aktuellen Spiegel lese ich auf den Seiten des entkernten und matussekisierten Kulturressorts, dass Sarah Kuttner in ihrer Kolumnensammlung „gewohnt ironisch und wortgewandt durch die Sphäre des Banalen“ prescht. Mir wird übel – nicht wegen Kuttners Tempo, sondern weil die Verehrung dieser „kulleräugigen Moderatorin“ (Spiegel) absolut nichts mehr damit zu tun hat, was die 27-Jährige in ihrer MTV-Show abliefert. Tatsächliche Leistung und Wahrnehmung ihrer Leistung haben sich komplett entkoppelt – wie bei Harald Schmidt, der sie übrigens auch total spitze findet: „Sarah Kuttner ist der Beweis: Es gibt auch Frauen, die es können.“ Was?!
Wenn Kuttner nicht gerade 1.000 Dinge vorliest, die wichtiger sind als Olli Kahn, oder aber hippe Indiebands in gottschalkesken Nichtinterviews abfertigt und dann noch ein Lied spielen lässt, kokettiert sie mit ihrer Spießigkeit.
In der Samstagausgabe der Berliner Morgenpost sagte sie: „Ich will gutes Essen und keine Tiefkühlpizza mehr.“ Mal abgesehen davon, dass ich vor ein paar Monaten zufällig dabei war, als Kuttners Manager ihr in seinem Büro Spaghetti mit Ketchup servierte, die sie mit Appetit aß, ist dieser Satz nur eine weitere Variation des immer Gleichen.
Ich kann es nicht mehr hören! Es reicht! Toll wäre es, wenn Sarah Kuttner sich selber an die Ratschläge halten würde, die sie anderen in ihren Kolumen so bereitwillig gibt: Strenges Verbalfasten empfiehlt sie Grünen-Chefin Claudia Roth. Und ich der kulleräugigen Moderatorin Sarah Kuttner. DAVID DENK