Die Party-Partie

BRAUN-WEISSE FUSSBALLGÖTTER Beim letzten Saisonspiel des FC St. Pauli gegen Paderborn am Sonntag ging es nur noch um die Huldigung der Mannschaft. Und die verspricht: „Wir rocken die Bundesliga“

Das Publikum peitscht das Team noch einmal nach vorne, doch die Spieler sind nach der durchfeierten Woche schwach

Als die Aufstiegshelden um viertel nach zwei den Rasen betreten – alle Spieler mit der Rückennummer 25 des verletzten Stammtorwarts Mathias Hain – ist die Party eröffnet. Zahlreiche braun-weiße Herzen und Dankes-Transparente bevölkern die Tribüne. Alles ist angerichtet zum finalen „Nie-wieder-Zweite-Liga“-Fest.

Eine Berliner Fan-Gruppe hat sich per Fahrrad auf den Weg zum Millerntor gemacht, und vor dem Stadion suchen ein paar verzweifelte Fans noch Karten für die seit langem ausverkaufte Party-Partie um sich schließlich aufzumachen zum Public-Viewing auf dem benachbarten Spielbudenplatz, wo am Abend 100.000 Fans zur großen, offiziellen Aufstiegsparty erwartet werden. Fast verschämt winkt der nach insgesamt neun Spielzeiten scheidende Spielmacher Thomas Meggle, den die Fans unlängst in die Mannschaft des Jahrhunderts gewählt haben, den Besuchern der Südtribüne zu und erntet dafür kräftige „Thomas Meggle – Fußballgott!“ – Sprechchöre.

Während des Spiels gegen den SC Paderborn, dessen Ergebnis nahezu bedeutungslos ist, dominiert die singing-area stimmgewaltig die Akkustik. „Zweite Liga so schön – Zeit für uns zu gehen“, schallt es durch Stadion.

Als Ebbers nach 19 Minuten zum 1:0 einnickt, sind auch die letzten Skeptiker besänftigt, die vor dem Anpfiff geunkt hatten, das von Dauerfeiern ermüdete Team könnte durch eine zweistellige Niederlage den sichergeglaubten Aufstieg in letzter Sekunde doch noch verspielen. Daran ändert auch Morenas Ausrutscher unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff nichts, der es Daniel Brückner ermöglicht, zum 1:1-Pausenstand einzuschieben.

Der Rest ist warten – warten auf den Schlusspfiff. Das willige Publikum peitscht die Mannschaft noch einmal nach vorn – immerhin kann man mit einem Sieg noch Zweitliga-Meister werden – doch das Fleisch der Spieler ist nach der langen Saison und den langen Nächten der vergangenen Woche schwach.

Als Schiedsrichter Felix Zwayer punkt 16.47 Uhr abpfeift, ist die Partie stimmungsdämpfend mit 1:2 verloren, doch der Aufstieg endgültig amtlich. Jubel brandet auf, als die St. Pauli-Spieler noch einmal in den Trikots der zukünftigen Bundesliga-Gegner aus München und Bremen auflaufen, ein Transparent mit der Aufschrift „Wir rocken die Bundesliga“ entrollen und zu rockigen Klängen Polonaise durch das Stadion tanzen.

„Einfach mal glücklich sein!“ steht auf den Trikots, mit denen sich die Mannschaft samt des Astra-geduschten Holger Stanislawski schließlich in Richtung des Schmidt‘s Theaters am Spielbudenplatz verabschieden. Die nächste lange Nacht wartet schon ... Marco Carini