: Auf der Jagd nach dem Leben
Süße Melodien, große Gefühle und feiner Zynismus: Die sieben schottischen Twee-Popper „Belle and Sebastian“ präsentieren am Freitagabend in der Großen Freiheit ihr mittlerweile achtes Studio-Album „The Life Pursuit“
Zehn Jahre sind vergangen, seit sich der arbeitslose Stuart Murdoch und der ebenfalls arbeitslose Bassist Stuart David in einem staatlich geförderten Musikkurs im Rahmen eines Sozialprogramms kennen gelernt haben. Und siehe da, es klappt! Die beiden tun sich zusammen und beginnen, gemeinsam Songs voller süß-melodischer Melancholie und feinem Zynismus zu schreiben und zunächst mit Gastmusikern aufzunehmen. Bald jedoch entsteht der Wunsch nach einer organischen Band, die man schließlich nach der Verfilmung eines Kinderbuchs der französischen Autorin Cécile Aubry benennt.
In Wohnungen von Bekannten, in der Uni und in Cafés werden MusikerInnen eingesammelt, noch im selben Jahr ist man zu siebt und nimmt innerhalb von drei Tagen das Debüt-Album „Tigermilk“ auf, das – 1000-mal auf Vinyl gepresst – vom Label des Music Business-Kurses des Stow Colleges unters Volk gebracht wird. Der Erfolg des Debüts beschert der Band noch im Sommer einen Vertrag beim Indielabel „Jeepster Records“ und bereits drei Monate später erscheint der zweite Longplayer „If you‘re feeling sinister“. Im selben Jahr spielen „Belle and Sebastian“ dann gleich zwei BBC Radio 1-Sessions. Bei KritikerInnen liegt die medien- und pressescheue Band schon jetzt hoch im Kurs – spätestens im Vorprogramm der „Tindersticks“ spielt sich das Glasgower Kollektiv jedoch auch ins Herz des Publikums. Im Sommer 1997 veröffentlichen die sieben Schotten drei EPs, von denen die dritte – „3…6…9 Seconds Of Light“ – bis auf Platz 32 in die britischen Charts klettert. Das 1998 folgende Album „The Boy With The Arab Strap“ steigt dann gleich auf Platz 12 ein und verschafft der Band bei Kritikern wie Fans endgültig den Durchbruch. Ein Jahr später heimsen „Belle and Sebastian“ den Brit Award als beste Newcomer ein und gewinnen dazu gleich noch den Publikumspreis. Einem Auftritt bei der Underground-unverdächtigen Sendung „Top of the Pops“ folgt 2000 schließlich die erste Welttournee.
In Februar dieses Jahres ist nun mit „The Life Pursuit“ das achte Studio-Album erschienen – produziert von „Beck“- und „Air“-Produzent Tony Hoffer mit überraschend großem Sound und streckenweise ungewohnter Fröhlichkeit. Aber keine Angst: Das mit der Melancholie geht nie vorbei… ROBERT MATTHIES