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Archiv-Artikel

Raue Küste, blaues Meer

FLAUTE Auch die griechische Filmproduktion leidet unter der Krise: Bei den Griechischen Filmtagen in Hamburg ist der jüngste Film aus dem Jahr 2010

Von HIP

Ja, in Griechenland werden noch Filme gedreht. Selbstverständlich ist das nicht, immerhin wurden dort von der Regierung die öffentlichen Fernsehsender geschlossen. Aber zumindest ein griechischer Film wird für den Oscar als bester nicht englischsprachiger Film nominiert werden. Einen passenderen Film, um die ökonomische Krise des Landes auf den Punkt zu bringen, kann man sich kaum denken: „Boy Eating the Bird’s Food“ von Ektoras Lygizos ist eine düster-karge Elegie über einen jungen Mann, der so hungrig ist, dass er tatsächlich seinem Wellensittich die Körner weg isst.

Bei den Griechischen Filmtagen, die bis zum nächsten Donnerstag im Metropolis Kino in Hamburg stattfinden, wird dieser Film noch nicht gezeigt werden. Tatsächlich gibt es dort keinen Film zu sehen, der in den letzten drei Jahren produziert wurde.

Der jüngste Film im Programm ist „4 Black Suits“ von Renos Charalambidis aus dem Jahr 2010. In dieser schwarzen Komödie soll für viel Geld der letzte Wille eines reichen, im Ausland gestorbenen Griechen erfüllt werden. Dieser hat bestimmt, dass sein Leichnam in sein abgelegenes Heimatdorf überführt wird. Allerdings soll der Sarg zu Fuß dorthin gebracht werden. Ein heruntergekommener Totengräber wirbt drei arme Schlucker für diese Pilgerreise an und die vier stolpern während ihrer Odyssee in immer absurder werdende Abenteuer.

„Kleine Wunder in Athen“ von Filippos Tsitos lief 2010 schon in den deutschen Programmkinos. Im Zentrum dieser Satire steht ein Straßenkiosk, in dem nie etwas verkauft wird. Die einzige Aktivität des Besitzers Stavros besteht darin, dass er morgens die Stühle für sich und seine drei Freunde auf die Straße stellt. Dort sitzen sie dann den ganzen Tag – und tun nichts als reden.

„Kleine Verbrechen“ von Christos Georgiou war ebenfalls schon in den Kinos zu sehen. Diese Inselkomödie ist ganz in der angelsächsischen Tradition zwischen Agatha Christie und „Local Hero“ angesiedelt. Es gibt ein Häuflein von exzentrischen Inselbewohnern und einen Mord, den ein schüchterner Polizist aufklären muss. Das ist eher behäbig und harmlos erzählt aber es gibt alle paar Minuten ein paar schöne Totalen von der rauen Küste und dem blauen Meer. Das alles wirkt eher wie ein Werbefilm der Tourismusbranche.

„Loafing and Camouflage“ aus dem Jahr 1984 ist der erste griechische Film von Nikos Perakis, der während der Militärjunta in Deutschland als Regisseur arbeitete. In der Satire erzählt er von zwei Rekruten, die in den Zeiten der Diktatur bei einem Militärsender dienen.  HIP

Griechische Filmtage: bis 13. 11., Metropolis, Hamburg