Scheiternd schön

PRODUKTTEST Eine Backplatte soll den Küchenherd zum Holzbackofen machen. Aber der Teig geht nicht auf

Kategorie 1: Dinge zum Verlieben.

Kategorie 2: Dinge, die ich haben will.

Kategorie 3: Dinge, die einen an seine Grenzen bringen.

Kategorie 4: Dinge, die schön sind, die man haben will und die einem zeigen, wo die Grenzen sind. Die Backplatte von Denk ist so eine Nummer 4. Ich finde sie schön, ich will sie haben, ich scheitere.

Auf der Backplatte aus Keramik bäckt man Brot. Die Rinne um die Backplatte wird mit Wasser gefüllt. Beim Brotbacken muss Wasser im Backofen verdampfen. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Bei der Backplatte wurde das perfekt gelöst, denn der Dampf umhüllt den Teig während des Backens.

Aber ich schaffe das nicht. Ich bekomme kein Brot hin. Es liegt an mir, nicht an der Backplatte, der „ersten und einzigen Backhilfe für den Küchenherd, die Backergebnisse wie in einem Profi-Holzbackofen ermöglicht“, wie der Hersteller vermeldet. Ein Patent (Patentnummer: 102009044827) ist neuerdings zudem auf dem Ding. Ich hätte es auch vergeben. Für Schönheit.

Aber zurück zum Brotbacken. Ich habe es immer wieder probiert. Mit Weizenmehl, mit Roggenmehl, mit Dinkelmehl, mit Backmischungen aus Weizenmehl, aus Roggenmehl, aus Maismehl, mit Körnern, ohne Körner – geschmeckt hat es nie. Die meisten Brote gehen mit Hefe auf. Da liegt die Crux. Ich, die Kalte, konnte noch nie mit Hefe. Meine Schwester, die Heiße, lacht mich aus. Meine Mutter, die Hitzige, ebenso. Ich wärme mir die Hände an, ich jazze die Heizung in der Küche hoch, ich rede dem Teig gut zu, hauche ihn an, bete ihn an, flehe ihn an – vergebens. Er geht nicht auf. Den nicht aufgegangenen Teig habe ich am Ende immer auf die Backplatte gesetzt, gebacken, probiert und dann weggeworfen.

Bis ich eines Tages genug hatte und mir eine Idee kam: Kuchen. Kuchen kann ich. Manchmal backe ich, aber ich schaffe es nicht, den Kuchen aufzuessen. Und wenn er fünf Tage stand, will ich ihn auch nicht mehr in die Redaktion tragen, obwohl Redaktionen Orte mit aufgerissenem Schlund sind. Aber die Backplatte, dachte ich, die ist ideal fürs halbe Rezept. Und wenn man den Kuchen serviert, kann man wunderbare Dinge in die Rille füllen: Nüsse, Früchte, Sahne, kandierte Blütenblätter. Fast wie bei einer Hochzeit. Und richtig: Seither sind wir ein Paar. WALTRAUD SCHWAB

Die Backplatte kostet 49,90 Euro. Hersteller: www.denk-keramik.de