: Griechen haben noch Freunde in Berlin
PROTEST Mehrere hundert Menschen demonstrieren gegen die Finanzpolitik der Bundesrepublik und der EU. Viele drücken damit zugleich ihre Solidarität mit den Demonstrationen in Griechenland aus
Rund 300 Menschen folgten am Mittwochabend einem Aufruf eines linken Solidaritätskreises mit der griechischen Bevölkerung: Sie kamen zu einer Demonstration gegen die Finanzpolitik Deutschlands und der EU. Mit Slogans wie „Von Athen bis Berlin: Die Banken und Konzerne müssen zahlen“ auf Deutsch, Türkisch und Griechisch zogen die Teilnehmer vom Bundesfinanzministerium zur EU-Vertretung am Pariser Platz.
Dabei hatten die unterschiedlichen Spektren der Linken durchaus unterschiedliche Anliegen. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac forderte vor allem eine bessere staatliche Regulierung. Es kritisierte die Sparvorgaben von EU und Internationalen Währungsfonds (IWF). Pedram Shaya vom Attac-Koordinierungsrat nannte deren Politik verbrecherisch.
Prügel vom IWF
Auf der Demonstration führte eine Attac-Theatergruppe die vermeintlichen Folgen dieser Politik vor: Vier in weiße Overall gekleidete und angekettete Gefangene, die die Renten, die Löhne, die Gesundheit und die Bildung symbolisieren sollten, wurden von einer Dame und einem Herren, die mit Siemens und IWF etikettiert waren, mit Gummiknüppeln traktiert.
Große Aufmerksamkeit fand das Transparent „Für die Faulheit – Griechenland überall“, das von AktivistInnen der rätekommunistischen Gruppe „Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft“ getragen wurde. Damit wollten sie die Hetze gegen die „faulen Griechen“ karikieren, die nicht nur in Boulevardmedien zu lesen ist.
Erst Mitte Mai hatte sich der Solidaritätskreis aus sozialen Gruppen und in Berlin lebenden GriechInnen gegründet. Lampros Savvidis, einer der Sprecher, betonte gegenüber der taz, dass in Deutschland die Krise im Massenbewusstsein noch immer nicht angekommen sei: „Wenn man sich anschaut, wie reibungslos in Deutschland die Agenda-2010-Politik durchgesetzt werden konnte, dann können die Menschen in Deutschland von den Lohnabhängigen in Griechenland einiges lernen.“
PETER NOWAK