: Koran-Suren am Grab
STERBEN Muslime lassen sich immer häufiger auf Hamburger Friedhöfen beerdigen
ALI ÖZDIL, ISLAMWISSENSCHAFTLER
Immer mehr Muslime werden auf Hamburger Friedhöfen beerdigt. Zwar werden immer noch rund 80 Prozent der Verstorbenen der ersten Generation in ihre Heimatländer, meist in die Türkei, überführt. Gerade bei ihnen ist die Heimatverbundenheit noch groß. Ihre Nachkommen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, wählen jedoch als letzte Ruhestätte immer öfter ihre Geburtsstadt Hamburg.
Vor 15 Jahren wurde die Bestattungsverordnung der Hamburger Friedhöfe geändert. Seitdem können Muslime nach den islamischen Bestimmungen auch ohne Sarg beigesetzt werden. Auf den vier Hamburger Friedhöfen in Ohlsdorf, Öjendorf, Bergedorf und Wilhelmsburg stehen muslimische Grabfelder zur Verfügung. Auch andere Vorgaben einer islamischen Bestattung werden hier erfüllt: In der Erde wurde zuvor noch kein Mensch beerdigt, die Gräber sind nach Mekka ausgerichtet und es gibt zumindest in Ohlsdorf einen eigenen Raum zur rituellen Waschung.
Waren es 1998 lediglich 63 muslimische Beisetzungen auf dem Öjendorfer Friedhof, wurden hier im vergangenen Jahr bereits 132 Muslime beerdigt. „Die meisten wollen in Öjendorf beerdigt werden. Wahrscheinlich weil es so zentral ist“, sagt Bestatter Arif Tokicin, der sein Geschäft gegenüber der Central-Moschee in St. Georg hat. Mit 2,6 Hektar ist es das größte muslimische Grabfeld in Hamburg. „Der Tod ist im Islam kein Tabuthema“, sagt der Hamburger Islamwissenschaftler Ali Özdil. Fast jede Predigt beschäftige sich mit Tod und Sterben. Die Vorstellung vom Jenseits sei genau. Auch der Auferstehungsglaube sei Teil des Islam. Deshalb sollte am Grab auch nicht laut geklagt oder geweint werden. (epd)