Bergmanns Bewährungsprobe

Mit einem farblosen Saisonfinale zählen für den FC St. Pauli nur noch das Pokalfinale und die neue Spielzeit

„Wir haben uns wieder einmal nicht selber belohnt“, grantelte St. Pauli-Trainer Andreas Bergmann nach dem enttäuschenden 1:1 (0:0) gegen die HSV-Amateure am letzten Regionalliga-Spieltag am Samstag. In dem niveau wie chancenarmen Spiel hatte der durch ein Elfmetertor (Meggle 60.) in Führung gegangene FC nach krassen individuellen Fehlern von Shubitize und Brückner kurz vor Schluss noch den Ausgleich durch Kucukovic (88.) kassiert. Für Trauer indes bleibt kaum Zeit: Unter Hochdruck wird am Millerntor für die neue Saison geplant.

Erneut einen klaren Schnitt gibt es bei der Mannschaft: Mindestens neun Spieler verlassen das Team, darunter die Leistungsträger Achim Hollerieth, Ralph Gunesch und Felix Luz. Während die entstehenden Lücken in Abwehr und Mittelfeld durch die Neuverpflichtung von Abdou Sall (24, Forrest Green Rovers), Carsten Rothenbach (25, Karlsruher SC), Charles Takyi (21, HSV) und Marvin Braun (24, Stuttgarter Kickers) mit jungen Spielern bereits gestopft werden konnten, fehlt dem Kader noch der komplette Sturm. Drei Angreifer sollen geholt werden, Kandidaten sind Nico Patschinski (29, LR Ahlen), Daniel Stendel (32, Hannover 96), Daniel Chitsulo (23, 1.FC. Köln) und Steffen Wohlfahrt (22, SC Freiburg). Fest steht: Erstmals wird in der kommenden Saison eine Mannschaft auflaufen, die Trainer Andreas Bergmann komplett zusammengestellt hat. Für den Coach gibt es dann bei sportlichem Misserfolg keine Ausreden mehr.

Das Geld: Durch die unerwarteten Pokalerfolge gegen Burghausen, Bochum, Berlin und Bremen konnte der Verein einen Großteil seiner Altschulden abbauen und die Lizenz für die neue Saison ohne große Rettungs-Aktionen erhalten. Mit einem Jahresetat von 2,35 Millionen Euro gehört St.Pauli allerdings auch in der kommenden Spielzeit allenfalls zum oberen Mittelfeld der Liga. Doch das Budget könnte noch aufgestockt werden, sollte sich der Verein am Mittwoch im Oddset-Finale für den DFB-Pokal qualifizieren und die angestrebte Ablösesumme von einer halben Million Euro für den nach Köln wechselnden Felix Luz einstreichen können. Zudem gibt es in der ARD Überlegungen, Regionalliga-Spitzenspiele in Zukunft vor der Sportschau ins Programm zu hieven. Die Folge: Die Kiez-Kicker könnten zwar nicht mit mehr Fernsehgeld, aber mit größerem Sponsoreninteresse rechnen.

Die Pläne für ein neues, 25.500 Zuschauer fassendes Stadion sind vom Tisch: Trotz eines zinslosen 20-Millionen-Kredits der Stadt wären die jährlichen Belastungen für den Verein in Höhe von knapp 2,5 Millionen Euro in der Regionalliga nicht zu erwirtschaften. Stattdessen tüftelt der Verein an einer neue Südtribüne mit „Business-Seats“ und Logen. Sie könnte innerhalb von nur sechs bis acht Monaten aus dem Boden gestampft werden. Marco Carini