: „Großes Potenzial“
BUCH Die Kunsthistorikerin Antje Schmidt beschäftigt sich mit dem Altonaer Museum
■ 37, studierte Kunstgeschichte und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Kunst und Gewerbe.
taz: Frau Schmidt, das Altonaer Museum galt um 1900 als eines der innovativsten Museen Europas. Warum?
Antje Schmidt: Das Altonaer Museum hat erstmals die Idee aufgenommen, sich als naturkundliches Museum nicht primär auf die Forschung, sondern auf das Publikum zu fokussieren. Das zeigte sich zum Beispiel in der Gebäudestruktur: Der Grundriss des Gebäudes ist sehr klar ausgelegt. Die Ausstellung verteilte sich auf mehrere Geschosse. Die Ausstellungsteile waren voneinander getrennt – das war sehr übersichtlich für den Besucher. Auch die Inszenierungen in der Ausstellung waren sehr anschaulich und attraktiv.
Was war das Besondere an der Art der Präsentation?
Man war zum Beispiel davon abgekommen, systematische Reihungen von Tieren zu zeigen und zeigte statt dessen biologische Gruppen. Da werden große Säugetierpräparate frei stehend gezeigt – das heißt ohne Vitrine und besondere Abgrenzung. Das war für die Besucher unglaublich eindringlich und anschaulich. Die hatten das so noch nicht erlebt.
Was hat sich an der Ausstellungspräsentation seit damals geändert?
Heute kann man diese Art der Präsentation nur durch ergänzende Erklärungen beibehalten. Die brauchte man damals noch nicht. Weil sich die Sehgewohnheiten im Museum verändert haben. Um die Themen heute so modern zu präsentieren, wie es damals mit den biologischen Gruppen und begehbaren Bauernstuben der Fall war, müsste man die Themen heute mit den aktuellen museologischen Trends präsentieren.
Nämlich?
Ein großer Faktor sind da die neuen Medien, die Digitalisierung. Damit kann man noch mal ganz andere Beziehungen herstellen. Es gibt ja heute im Altonaer Museum zum Beispiel einen PDA-Führer durch die Bauernstuben – also einen kleinen tragbaren Computer, über den einem etwas erklärt wird.
Muss es im Altonaer Museum noch einen Modernisierungsschub geben?
Auf jeden Fall. Der passiert ja jetzt auch. Da sind schon zahlreiche Konzepte entstanden, die aber wegen finanzieller Engpässe noch nicht umgesetzt werden konnten. Aber von der Idee und vom Thema her wäre da ein unglaubliches Potenzial. INTERVIEW: KLI
Buchpräsentation „Schlüsselwerk und Museumsreform. Architektur und Inszenierung des Altonaer Museums“: 18 Uhr, Altonaer Museum; Eintritt frei