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Die betagten französischen Fußballer werden mit jedem Spiel physisch stärker – dank Fitnessguru Robert Duverne

HAMELN taz ■ Es klingt wie eine Drohung. „Wir sind körperlich gut drauf“, sagt Zentralverteidiger William Gallas, „aber noch nicht bei hundert Prozent. Da werden wir im Endspiel sein.“ Erst einmal aber wartet auf die französische Nationalmannschaft das morgige Halbfinale in München. Unangenehme Aussichten für die Portugiesen, denn „les bleus“ beeindruckten durch Athletik und Kondition schon im Achtelfinale gegen Spanien, als sie einen 0:1-Rückstand in einen 3:1-Sieg verwandelten, und noch mehr vier Tage danach beim 1:0 gegen Brasilien.

Dabei stellt Frankreich mit einem Schnitt von 29 Jahren und einem Monat den ältesten Kader des Championats, die Startelf ist sogar über 30. Gewonnen hat das Turnier mit einer ähnlich alten Truppe bisher nur Brasilien, vor vielen Jahrzehnten, als der Fußball die Akteure körperlich noch nicht derart forderte. Heutzutage ist Fitness laut Lilian Thuram grundlegend: „Um seine Möglichkeiten auszuschöpfen, musst du physisch in Form sein“, sagt Gallas’ Nebenmann in der Defensivzentrale, „das ist die Basis.“

„Alte, die laufen, sind eben besser als Junge, die schlafen“, sagt Trainer Raymond Domenech. Damit die Veteranen rennen, hat er einen professionellen Fitnesstrainer dabei. Das ist neu bei den Franzosen, 2002 hatte ein Assistent von Chefcoach Roger Lemerre die Spieler nebenbei getrimmt, bei der EM 2004 blieb der Posten sogar unbesetzt. Domenech beauftragte mit der physischen Instandsetzung des Personals den 38-jährigen Fitnesstrainer von Frankreichs Serienmeister Olympique Lyon, Robert Duverne. Zum gemeinsamen Training in Hameln kommen nun Übungen, die jedem Einzelnen je nach Erfordernis auf den Leib geschrieben werden, sowie ergänzende Aktivitäten. In Tignes bestiegen Frankreichs Nationalspieler einen Gletscher, durch den Park ihres Schlosshotels Münchhausen strampeln sie auf Geländefahrrädern. Genauere Informationen über die Methodik sind nicht zu bekommen, aber dass mit den Kraftreserven optimal gehaushaltet wird, ist offensichtlich. Ein schwächerer Turnierstart soll einkalkuliert worden sein, weil Sportler dieses Alters nicht einen Monat lang Vollgas geben können. Bei den ersten Auftritten gegen die Schweiz und Korea ermüdete das Team nach einer Stunde, von Pressing war nichts mehr zu sehen. Gegen Spanien und Brasilien stand der Mannschaftsblock auch mal in der Schlussphase in der gegnerischen Hälfte und fuhr Angriffe.

Frankreichs Fußballer sollen sich nach und nach steigern, die Planung geht bis zum Finale. „Eine WM, das sind sieben Spiele“, sagt Domenech, „nicht eins am Anfang. Die meisten, die zu Beginn beeindruckten, schauen die Spiele jetzt im Fernsehen.“

Gallas gibt die Anerkennung für den Triumph gegen Brasilien gerne weiter: „Dies war nicht nur der Sieg der Spieler, sondern auch der Betreuer.“ Duverne hätte eigentlich gestern abreisen sollen, in Lyon hat die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Doch für den großen Wurf verleiht Frankreichs Meister seinen Vorturner jetzt noch länger. Zurück erwartet wird er erst am 10. Juli. RALF ITZEL