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Archiv-Artikel

Islamfeind Wilders will den gesamten Westen retten

NIEDERLANDE Geert Wilders kündigt die Gründung eines internationalen Netzwerks an

Wilders sagt, er trage „eine Verantwortung, die weiter reicht als die Niederlande“

AUS AMSTERDAM TOBIAS MÜLLER

„Defend freedom. Stop Islam.“ Den Kern seiner Botschaft formulierte Geert Wilders auf Englisch, um seine neuen Ansprüche zu untermauern: Da nicht allein die Niederlande, sondern der „gesamte freie Westen“ ein Problem mit der Islamisierung und der Zuwanderung von Muslimen hätten, strebt der Chef der rechtspopulistischen Partij voor de Vrijheid (PVV, Partei für die Freiheit) jetzt die Gründung einer „internationalen Organisation“ an.

Der 46-jährige Wilders, dessen islamfeindliche PVV im Juni drittstärkste Partei bei den niederländischen Parlamentswahlen wurde, machte diese Ankündigung am Donnerstag in einem Gespräch mit der Boulevardzeitung De Telegraaf. Die Geert Wilders International Freedom Alliance (IFA) hat zunächst fünf Länder im Blick: Kanada, die USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Bis zum Ende des Jahres soll das Netzwerk funktionsfähig sein.

Wilders will in den nächsten Monaten in den genannten Ländern Partner rekrutieren. Dem Problem der Islamisierung müsse im internationalen Rahmen begegnet werden. Er selbst werde sich zwar zu 99 Prozent seiner Partei widmen, trage aber „eine Verantwortung, die weiter reicht als die Niederlande.“

Wilders, der im Herbst in Amsterdam wegen Anstachelung zu Hass gegen Muslime und Diskriminierung vor Gericht stehen wird, ist spätestens seit der Veröffentlichung seines Propagandafilms „Fitna“ 2008 eine feste Größe in der islamfeindlichen Szene Europas und Nordamerikas. Meist wird er dabei von konservativen Abgeordneten eingeladen, den 15-minütigen Film zu präsentieren. Mehrfach kam es dabei zu massiven Protesten islamistischer Organisationen, die Wilders ihrerseits mit dem Tod drohten.

Während seine Wählerschaft in den Niederlanden im xenophoben Kleinbürgertum angesiedelt ist, hat Wilders sich international zu einer Ikone konservativer und ultraliberaler Intellektueller entwickelt, die in ihm einen Vorkämpfer der Meinungsfreiheit sehen. Entsprechend groß war in dieser Szene die Aufmerksamkeit für die Eröffnung seines Prozesses im Januar. So reisten aus mehreren deutschen Städten Mitglieder der identitaristischen Initiative P.I. (Politically Incorrect) an, um vor dem Gericht zu demonstrieren. Auch im Umfeld der islamfeindlichen Parteien Pro Köln und Pro NRW gilt Wilders als Galionsfigur.

Über seine möglichen Bündnispartner machte der PVV-Chef vorerst keine Angaben. Sein Hinweis, diese bräuchten nicht politisch aktiv zu sein, deutet an, dass ihm ohnehin verbundene islamkritische Wissenschaftler und Publizisten als Sprachrohre der neuen Bewegung dienen könnten, um damit politischen Einfluss zu gewinnen. In vielen Ländern, so Wilders, fehle eine Kraft wie die PVV im Parteienspektrum. Die politische Heimat der Initiative verortete er zwischen konservativen und rechtsextremen Parteien. Erstere hält Wilders für einen Teil der politischen Elite. Letztere lehnt er dagegen als rassistisch ab.