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Archiv-Artikel

Teure Gläser nicht die besseren

SONNENBRILLEN Der Schutz der Augen vor schädlichen Strahlen und Blendung wird oft vernachlässigt. Um Verletzungen und Schädigungen der Sehkraft vorzubeugen, müssen bestimmte Dinge beachtet werden

Bleibende Schäden an der Netzhaut sind schmerzlos und machen sich erst Jahre später bemerkbar

VON WOLFGANG DENZLER

Im Sommer leidet nicht nur die Haut unter zu starker Sonneneinstrahlung. Ultraviolettes Licht schadet auch den Augen. Dringen zu viele von diesen Strahlen ungefiltert in die Augen, können sie Bindehautentzündungen, Linsentrübung oder Netzhautschäden auslösen.

Das Tückische: Die bleibenden Schäden an der Netzhaut sind schmerzlos und machen sich erst Jahre später bemerkbar. Vor allem Menschen, die sich im Sommer viel draußen aufhalten, empfehlen Augenärzte Sonnenbrillen oder Kontaktlinsen mit UV-Schutz.

Ultraviolette-Strahlung ist besonders gefährlich, da sie unsichtbar ist. Brillen, die nur sichtbares Licht dämpfen, schaden daher mehr als sie nützen. Sie setzen den natürlichen Schutzmechanismus des Auges außer Kraft, dessen Pupille sich bei Helligkeit normalerweise automatisch verkleinert.

Neben dem Schutz vor Strahlen sollen Sonnenbrillen auch Blendung durch grelles Sonnenlicht vermeiden. Denn blendende Helligkeit kann körperliche Beschwerden wie Augenbrennen oder Kopfschmerzen auslösen.

Frank Holz, Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Bonn weist daraufhin, dass nur mit dem CE-Zeichen geprüfte Brillengläser ausreichend Schutz bieten. Auch die Größe der Gläser sei wichtig. Bei kleinen, runden Gläsern kann das UV-Licht trotz Brille seitlich die Augen treffen.

Der sichtbare Tönungsgrad der Gläser sagt dagegen wenig über den tatsächlichen Schutz aus. Denn die Filterung findet im Material selbst statt. Allerdings können gefärbte Gläser die Seheindrücke verfälschen. Das ist besonders im Straßenverkehr gefährlich. Das Auge braucht eine gewisse Reaktionszeit, um die Farbe wieder neutralisieren zu können. Die Gläserfarbe darf nach offiziellen DIN-Vorschriften die Erkennbarkeit der Lichter von Verkehrsampeln und des blauen Lichtes von Einsatzfahrzeugen nicht beeinträchtigen.

Normale Sonnenbrillen filtern bis zu 75 Prozent der UV-Strahlung. Für den Alltag in der Stadt ist das ausreichend. Denn hier haben Smog und Abgase den Nebeneffekt, dass sie die UV-Belastung verringern. Wasser- und Wintersportler sollten besser eine Laserbeschichtung wählen, die bis zu 90 Prozent der schädlichen Strahlen absorbiert. Denn frisch gefallener Schnee reflektiert Sonnenlicht bis zu 80 Prozent.

Qualitativ hochwertige Brillen lassen sich daran erkennen, dass die Gläser keine Schlieren oder Blasen aufweisen. Auf leichten Fingerdruck hin darf das Glas sich nicht verbiegen. Ein durch ein Sonnenschutzglas fixierter Gegenstand sollte sich beim Hin- und Herdrehen der Brille optisch nicht verzerren. Autofahrer sollten darauf achten, dass Fassung und Bügel möglichst schmal gearbeitet sind, damit sie das Blickfeld nicht einschränken.

Die Warnungen der Mediziner vor Augenschäden klingen eindringlich. Um auf Nummer sicher zu gehen und das eigene Augenlicht zu schützen, greifen viele Menschen deshalb zu teuren Markenbrillen. Für einen guten UV-Schutz ist das unnötig. Gute Brillen der empfehlenswerten Schutzkategorie 3 gibt es laut Stiftung Warentest schon ab acht Euro vom Discounter. Alle getesteten Sonnenbrillen erfüllten die Anforderung an Strahlenschutz, Lichtdurchlässigkeit und Verkehrstauglichkeit. Teure Brillen bieten meist natürlich mehr Tragekomfort und sehen schicker aus. Da Sonnenbrillen aber häufig liegen gelassen werden oder zu Bruch gehen, sollte die Investion in eine Designerbrille wohl überlegt sein.

Wer übrigens direkt in die Sonne guckt, dem geht es fast wie Ikarus. Auch mit Sonnenbrille kann die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens, unheilbar beschädigt werden.