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Archiv-Artikel

Kooperation nützt vor allem Exmonopolisten

Die großen Verbände sehen Deutschland auf gutem Weg zum freien Gasmarkt. Neue Anbieter sind jedoch skeptisch

FREIBURG taz ■ Zwanzig etablierte Erdgasversorger haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die den Zugang neuer Anbieter zu den Gasnetzen erleichtern soll. Damit habe man einen „Entwicklungsprozess in Gang gesetzt“, der zu einer „weiteren Wettbewerbsintensivierung“ führen werde, urteilen der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Die Vereinbarung regelt die Rechte und Pflichten der Unternehmen beim Zugang zum Gasnetz. Und sie schreibt vor, wie die Verträge mit den Gashändlern auszusehen haben. Die Verbände hoffen, dass sich auch die verbleibenden 700 Gasunternehmen in Deutschland anschließen.

Die neuen Anbieter, die den liberalisierten Gasmarkt künftig nutzen wollen, halten allerdings nicht viel von der Vereinbarung. „Die Gasverträge von BGW und VKU führen zu Diskriminierung, Verteuerung und Ineffizienz“, sagt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neuer Energieanbieter. Den geforderten vereinheitlichten und flächendeckenden Zugang gewährleisteten sie nicht. Die Firma Nuon Deutschland, eine Tochter des niederländischen Nuon-Konzerns, hat bei der Bundesnetzagentur bereits die Einleitung eines Missbrauchsverfahrens gegen verschiedene Gasnetzbetreiber beantragt.

Dass sich private Gaskunden ihren Anbieter zum 1. Oktober tatsächlich frei wählen können, wie bislang geplant ist, ist in den meisten Regionen Deutschlands ziemlich unwahrscheinlich. Hamburg und Berlin zählen zu den wenigen Ausnahmen. Hier treten Nuon und Flexgas an. Die neuen Unternehmen versprechen für die Startphase Preisnachlässe zwischen fünf und acht Prozent.

Dabei gilt es in der Branche als offenes Geheimnis, dass die neuen Anbieter unter den derzeit geltenden Rahmenbedingungen keine Gewinne machen können. Die Netznutzungsentgelte, die freie Gashändler an die etablierten Netzbetreiber bezahlen müssen, machen es unmöglich, ein konkurrenzfähiges Angebot wirtschaftlich zu kalkulieren. Die wenigen bisherigen Akteure sehen sich daher auch primär als Wegbereiter und äußern sich zurückhaltend zu Expansionsplänen.

Und weil das Gaswirtschaftsjahr immer zum 1. Oktober beginnt und Wechselanträge stets sechs Wochen vorher vorliegen müssen, ist der Wechsel für dieses Jahr ab Mitte August gelaufen. Für die meisten Gaskunden heißt es daher: auf den Herbst 2007 hoffen. BERNWARD JANZING