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Archiv-Artikel

Die alte Dame hat Potenzial

US-Finanzinvestor steigt bei Hertha ein

VON THOMAS WINKLER

Eines immerhin wissen wir seit Freitag: Hertha BSC ist 220 Millionen Euro wert. Denn von den 61,2 Millionen Euro, die der Bundesligaclub von Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bekommt, sind offiziell 18 Millionen dafür, jene 9,7 Prozent Vereinsanteile zu bezahlen, die der New Yorker Finanzinvestor im Gegenzug erhält. Spannender als diese Milchmädchenrechnungen ist allerdings die Frage: Was wollen die Heuschrecken bloß von der alten Dame?

Die Verantwortlichen halten sich bedeckt, folgerichtig schießen die Spekulationen ins Kraut. Schließlich besteht das Geschäftsmodell von KKR darin, Firmen aufzukaufen, in ihre Einzelteile zu zerlegen und diese gewinnbringend zu verscherbeln. In dieser Beziehung ist bei der Hertha nicht viel zu holen und eine vollständige Übernahme rechtlich nicht möglich.

Fans sorgen sich

Die Fans machen sich trotzdem Sorgen. Zu vage scheint die Hoffnung auf Imagegewinn, die man den übel beleumundeten US-Investoren unterstellt; zu groß der Schaden, den eine auf Profitmaximierung fixierte Private-Equity-Firma anrichten könnte.

Aber es ist wohl so, dass die Zeiten zu Ende gehen, in denen Teppichhändler oder Software-Unternehmer ihre Profilneurose als Mäzene eines Fußballklubs befriedigen. Vielleicht muss man sich daran gewöhnen, dass sich der Profifußball mit seinen wachsenden Umsätzen zu einem gewöhnlichen Investitionsfeld wie Immobilien oder Aktien entwickelt. So betrachtet lässt sich feststellen, dass Hertha BSC als einziger Erstligaklub, der in der Hauptstadt der größten Volkswirtschaft Europas beheimatet ist und in der wirtschaftlich gesündesten Fußballliga der Welt spielt, mit 220 Millionen Euro wohl deutlich unterbewertet ist. Ausgerechnet die alte Dame scheint eine gute Zukunftsinvestition zu sein.

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